Einsames Cello aus dem Barock

Nachdem sich das Cello allmählich über Europa verbreitet hatte, wurde es in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts im Zuge der italienischen Mode – nach Vivaldis internationalem Triumph – ein integraler Teil des Musizierens, doch blieb es in seinen Möglichkeiten trotzdem zunächst ein eher unterschätztes Instrument. Das lag natürlich auch an der noch wenig entwickelten Spieltechnik.

Für die französische Musik nahm sich Michel Corrette – Autor von insgesamt 17 musiktheoretischen WErken und Spielanleitungen für verschiedene Instrumente – des neuen Instruments an, indem er seine Méthode théorique et pratique pour apprendre en peu de temps le Violoncelle dans sa Perfection veröffentlichte.

Aber Corrette nahm sich des Cello nicht nur didaktisch sondern auch als Komponist an: er veröffentlichte schon 1738/39 Les delices de la solitude (Die Wonnen der Einsamkeit), eine Sammlung von sechs Sonaten für Violoncello.

Wer die Solosonaten für Cello von Johann Sebastian Bach liebt, kommt eigentlich an den Délices von Corrette nicht vorbei. Sie sind fein gedrechselte Meisterwerke und Exemplare der Stilkunst des Spätbarock.

Das Ensemble Bassorum Vox spielt auf historischen Instrumenten – die beiden Violoncelli stammen aus dem 18. Jahrhundert, Barockgitarre, Theorbe und Cembalo sind nachbauten der neunziger Jahre des letzten Jahrhunderts – und haben sich der französischen, deutschen und italienischen Musik von Barock bis Romantik verschrieben. Sein Leiter Seung-Yeon Lee spielte für die CD den Solopart ein.

Corrette spielt sowohl mit französischen als auch italienischen Elementen: die Sonata VI etwa beginnt mit Fanfarenklängen, entwickelt geradezu den Character einer Battaglia, um späterhin in einer traditionellen Gigue auszuklingen.

In der Sonata I klingt die Aria des mittleren Satzes tatsächlich nach Oper, auch die Sarabandes in III und V sind stark gesanglich gestaltet und erinnern gleichfalls an Arien der französischen Oper.

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