Konzertant, aber ein begnadetes Werk

Es geht ja doch! Binnen Wochenfrist eine zweite konzertante Aufführung eines Werks von Georg Friedrich Händel, und diese nun alles andere denn fad – was aber vor ein paar Tagen eher am Werk gelegen hat denn an den Ausführenden.

Giulio Cesare in Egitto gehört zu den besten Opern Händels, war schon bei der Uraufführung am 20. Februar 1723 ein voller Erfolg und wurde vergleichsweise häufig gespielt, nicht nur in London, auch in Hamburg, Paris und Braunschweig, 1731 in Wien im Kärntnertortheater, also ganz in der Nähe vom heutigen Theater an der Wien.

Altmeister Alan Curtis leitet sein Ensemble Il Complesso Barocco auf bewährt feinsinnige Weise durch die begnadete Partitur: im zweiten Akt hat der Komponist Horn und Violine Solopartien in die Begleitung der Arien des Cesare und der Cleopatra geschrieben, die den Instrumentalisten viel Fingerspitzengefühl abverlangen, aber zu den besten Momenten der Barockoper insgesamt zählen.

Den Cesare singt die kanadische Altistin Marie-Nicole Lemieux: ihr Stimmumfang ist begeisternd, vor allem in tiefen Passagen gelingt die Partie respektabel. Bisweilen jedoch mangelt es ein Wenig am Ausdruck der Gefühle.

Dagegen singt ihre Landsfrau Karina Gauvin die Cleopatra ganz und gar untadelig. Von hoher musikalischer Grazie zeugt auch auch die Cornelia der aus Gorizia gebürtigen Altistin Romina Basso: sie vermag mich jedesmal zu begeistern, so in Händels Berenice oder Vivaldis Armida.

Die blutjunge ungarische Sopranistin Emöke Baráth singt einen herrlich frischen Sesto und legt damit ein bemerkenswertes Wien-Debüt vor. Man freut sich auf mehr.

Der Florentiner Counter Filippo Mineccia meistert die nicht eben einfache Partie des Tolomeo mit Bravour, ihm zur Seite Milena Storti als Nireno und der Norweger Johannes Weisser als Achilla.

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