Gegen den Advent mit Shostakovich und Beethoven

Das gewohnte Heimspiel für das Küchl Quartett vulgo Musikvereinsquartett im Brahmssaal beginnt wie gewohnt – aber ungewöhnlich für den Wiener Konzertbetrieb – bereits um halb sieben statt um halb acht und ist dafür äußerst dünn besucht.

Zu Gehör bringen die vier Philharmoniker zwei späte Quartette von Dmitri ShostakovichNr.11 f-moll op.122 und Nr.12 Des-Dur op.133 -, in feiner Phrasierung und mit Gefühl für das Russisch-Schwermütige und das durchaus Verquere in der Musik eines Komponisten, der es in seiner Lebensumgebung nicht eben leicht hatte, seinen Schaffensweg unbehelligt von den künstlerischen Vorgaben stupider Bürokraten und Politiker zu gehen. Diese Musik ist zwar auch ohne solches Hintergrundwissen hörbar, tut aber einige ihrer Schätze und Dimensionen erst dem auf, der sich darauf einläßt, dahinter und darin den Menschen Shostakovich in seiner Zeit zu sehen.

Zum Abschluss gibt es Ludwig van Beethoven in Gestalt des Rasumowsky-Quartetts op.59 No.2 e-moll, das immer wieder – so oft ich es auch schon gehört habe – eine Offenbarung ist. Die Küchls beweisen hier, dass sie nicht bloß Musiker von ausserordentlichem Format sind, sondern auch das Wienerische im Bonner Beethoven aufzuspüren wissen.

Ein früh begonnener und daher als kurz empfundener Abend mit allerfeinster Musik – was kann man im Advent mehr wollen, wenn draussen schon der Christkindlwahnsinn tobt?

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