Aus Russland und der neuen Welt

Endlich geht’s wieder weiter mit dem Zyklus der Wiener Symphoniker: der ursprünglich vorgesehene Neeme Järvi ist erkrankt, das Dirigat übernimmt Vassily Sinaisky. Und das ist keineswegs ein Schaden, auch wenn anstelle des ursprünglich eingangs geplanten neuen Werks nun ein eher belangloses Stück Musik von Pjotr Ilych Tschaikowski ins Programm gehoben wurde: die Phantasieouvertüre „Romeo und Julia“ von 1869. Es scheint eines der STück zu sein, die ihre Aufführungen ihrer Länge verdanken – weil sie nicht weiter schwer einzustudieren sind und als Werkchen ohne viel Aufsehen neben ein größeres gestellt werden können.

Wassili Sinaiski
Wassili Sinaiski

Das Cellokonzert von Dmitri Shostakovich beginnt Nicolas Altstaedt etwas verhalten, leise – mit Understatement, wie sich alsbald herausstellt. Er ist dem Ton den Werks dann aber durchaus gewachsen. Und man merkt dem Russen am Pult an, dass er quasi ein Heimspiel gibt. Die Symphoniker klingen wie ein russisches Orchester, und das bürgt für die Qualität dieser Welt-Musiker im allerbesten Sinn des Worts.

Nach der Pause erklingt Antonin Dvorak: die Symphonie No. 9 „Aus der neuen Welt“ von 1894 ist ein Selbstläufer im symphonischen Programm. Man kann dagegen gar nichts haben, das Stück ist nicht nur grenzenlos populär, sondern auch hochwertig. Und die Symphoniker können auch den nahezu manisch-depressiven Wechseln des tschechischen Brahms nicht bloß folgen, sondern insbesondere seine schwermütigen Tiefen ausloten. Dass dieser Dvorak gassenhauerische Qualitäten hat, ist keineswegs von übel, solange nichts verhudelt wird. Was hier nicht geschieht.

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