Nun ist ja Erich Wolfgang Krongold schon in jungen Jahren als Genie gelobt worden – und er hat es späterhin auch zu was gebracht, wenn auch nazi-bedingt recht bald in Hollywood. Erst 23 war Korngold, als seine Oper Die tote Stadt 1920 als Doppelpremiere in Hamburg und Köln uraufgeführt wurde.
Korngold ist eingefleischter Spätromantiker. Das hört man einerseits der totan Stadt durchwegs an, was sie umgekehrt zu einer auch heute noch publikumswirksamen Geschichte macht, und weist andererseits schon voraus auf seine Zeit in den USA, wo er die Musik für 20 filme schrieb und zweimal den Oskar dafür einheimste.
Ganz so klingt es auch bisweilen in der Oper: man erwartet bei manchen Crescendi unwillkürlich Kameraauffahrten und sonstiges Bildrepertoire aus dem Film. Doch natürlich ist das in der Kunstform Oper längst nicht so.
Andererseits ist die Partie des Paul, der um seine verstorbene Frau Marie trauert und sich ganz in ein Mausoleum einigelt, eine recht schwierige, sowohl was ihre Länge als auch die andauernde Präsenz des Akteurs auf der Bühne betrifft. Staatsopern- und Rollendebütant Klaus Florian Vogt blieb jedoch fest und stand es durch, nicht ohne sängerische Brillianz.
Der wahre Stern der Aufführung aber war Angela Denoke als Marietta und Erscheinung Mariens. Sie bringt Leben in die triste Bude, und schlußendlich befreit sie Paul aus den Klauen der Erinnerung.
Die Inszenierung von Willy Decker in dieser gemeinsamen Produktion mit dem Gran Teatre del Liceo Bacelona und der Nederlandse Opera Amsterda sowie den Salzburge Festspielen macht aus dem verträumten Stück eine handfeste psychologische Studie. Nicht zuletzt aber dankt sich dieser positive Effekt der Ausstattung von Wolfgang Gussmann.
Philippe Auguin am Pult sorgte für den nötigen Schwung, aber vielleicht ist es auch gerade ihm vorzuwerfen, dass es mitunter recht arg nach einem Hollywoodschinken klang. Das mag aber auch an Korngold liegen.