Ein Streit aus tiefer Vergangenheit

Das Stück Der Streit von Pierre Carlet de Marivaux gehört zweifellos in die Reihe der zu recht inzwischen vergessenen Werke. Allein die zugrunde liegende Frage, welches Geschlecht zuerst untreu geworden sei, Mann oder Frau, hat keinerlei Relevanz mehr. Daraus lässt sich heute kein sinnvoller Diskurs mehr gewinnen.

Zu Marivaux‚ Zeiten, der 1688 bis 1763 lebte, mag man im Lichte der sich Weg bahnenden Aufklärung noch an solchen Fragen interessiert gewesen sein. Die Methode ihrer Lösung ist exakt zeittypisch: man lässt vier junge Menschen getrennt und völlig isoliert aufwachsen und schaut dann, was in dieser vermeintlich unbeeinflussten Ur-Situation passiert…

Warum also nimmt sich Nikolaus Habjan eines solchen Stoffes an? Der Abend selbst beantwortet die Frage: Dialoge, die man heute auf keiner Bühne mehr sprechen kann, weil sie jeglicher political correctness widersprechen, fließen aus den Klappmäulern seiner Puppen wie Honig. Und so sprechen aus den bemühten Stereotypen so manche zeitlose Wahrheiten. Und nur im überzeichneten und überzeichnenden Spiel der Puppen ist so etwas heute noch machbar, ohne dass der Urheber auf der Stelle gelyncht würde.

Der dumme Text kommt also geradezu köstlich an im Heute und sorgt für wohltuende Heiterkeit auf dem verminten Feld zwischengeschlechtlicher Beziehungen. Man kann sich das hier auf YouTube anschauen, und im Vergleich dazu eine Umsetzung ohne Puppen

Dafür müsste man nach München fahren, an dessen Residenztheater Habjan diese Arbeit ablieferte – doch ein Abstecher nach St. Pölten – ausgerechnet! – reichte diesmal, denn man spielte die Produktion dort zu Gast.

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