Sucht man derzeit nach Tonträgern mit Werken von Karl Schiske (sogar den Wikipedia-Artikel musste ich erst anlegen), einem zu Lebzeiten vielfach geehrten und aufgeführten österreichischen Komponisten der Mitte des 20. Jahrhunderts, so ist im Grunde nichts zu finden. Das Vertriebskonzept des ORF, der im letzten Jahr einen Großteil des Spätwerks produzierte, sieht es aber offenbar nicht vor, seine Produkte bei amazon gelistet zu haben. Nur im ORF-Shop findet sich die CD:
Die raren Einspielungen – das Kyrie aus der Fragment gebliebenen Missa für gemischten Chor und Orgel op. 48 liegt hier gar in einer Uraufführung vor – zeigen seine Beschäftigung mit den Strömungen der Zeit: in Verwandtschaft zu Weberns und Stravinskijs (freieren) seriellen Kompositionen experimentiert auch Schiske mit Reihentechniken, arbeitet aber auch bereits mit freibleibenden Strukturen, wie etwa in der Synthese für vier mal vier Instrumente op.47, doch auch mit fliessenden Übergängen der Strukturen, wie im Divertimento für 10 Instrumente oder Kammerorchester op. 49.
Kernstück ist die Symphonie No. 5 ‚auf B‘ op 50, an der Schiske zwischen 1958 und 1965 für seine Verhältnisse ziemlich lang arbeitete. Der Komposition liegen bekannte Motive aus Werken der Musikgeschichte zugrunde, etwas das b-a-c-h aus Bachs Kunst der Fuge, das gis-cis-e-fis aus Bruckners 8. Symphonie und g-es-f-d aus Beethovens Fünfter. Daraus ergibt sich eine vollständige Grundreihe b-a-c-h-gis-cis-e-fis-g-es-f-d. Aus den dadurch definierten Intervallen werden 3 Intervall-Komplexe generiert, über denen sich eine sowohl dodekaphonische als auch durchorganisierte Komposition erhebt.
Den Abschluss bildet der in strenger Zwölftontechnik komponierte Dialog für Violoncello und Klavier op. 51, der leider bedingt durch den Tod des Komponisten 1969 Torso geblieben ist – es existiert nur ein 1. Satz, der in fortwährenden Variationen zuerst vom Cello und dann vom Klavier ein Netz von Brücken aufbaut, bis er am Höhepunkt in seine Spiegelung kippt und sich quasi rückwärts wieder seinem Ausgangspunkt nähert.
Ein Gedanke zu “Das Spätwerk von Karl Schiske”
Guten Tag,
Auf meiner Website „www.klangrede.de“ habe ich einen Teil der bis dato veröffentlichten Aufnahmen von Werken von Karl Schiske ausgestellt: Drei (doch sehr gelungene!) LP-Transfers auf CD und eine CD u.a. mit der 2ten Sinfonie mit Peter Erös und dem NÖ Tonkünstlerorchester von 1974. Bei Interesse bitte mich gern anschreiben . . .
Ich selbst bin auf der Suche nach Mitschnitten bzw Aufnahmen, die es sonst noch von Werken Karl Schiskes gibt.
Joachim Wagner (seit fast 40 Jahren ein Bewunderer von Schiskes Kunst)