Tanz mal was

Nun bin ja – bekennenderweise – gar kein Freund von Ballett: das ist eine Kunstform, die spurlos an mir vorüber geht. Gut: wenn man sich nicht grade bemüht, eine Opernproduktion durch Gehopse aufzulockern, hab ich gar nichts dagegen. Ich muss ja nicht hingehen. Die letzten Einsprengseln im Theater an der Wien – Death in Venice: rudelhafte Sportdarstellungen – und der Staatsoper – Maskenball: recht verzopfter Auf- und Abmarsch des Corps – bieten keine positive Erinnerung.

Eine seltsame Verquickung kurioser Umstände hat mich aber ins Odeon – ja: die alte Getreidebörse der Monarchie – zu einer Produktion des Serapions-Ensemble geführt: Follow Me 2: School of Night ist Tanztheater, wie es dann auch mir zusagt – eben jenseits albernen Hopsens.

Das Serapions-Ensemble von Ulrike Kaufmann und Erwin Piplits ist schon seit Jahrzehnten ein Fixpunkt in der Theaterlandschaft Wiens – und bisweilen war ich auch schon dort, etwa zu Marin MaraisAlcione, oder früher mal bei Bernsteins Candide. Aber da war jeweils das Tanztheater integriert in die Oper. Man verstehe mich bitte richtig: keine pflichtschuldige Einschiebung, weil der Komponist da was hingschrieben hat für die Damen und Herren Hopser, sondern integraler Bestandteil der Inszenierung.

Als reines Tanzstück ist School of Night in der Choreografie von José Antonio Rey Garcia und Mario Mattiazzo aber gewissermassen Neuland für mich. Der (kurze) Abend hat enorme innere Dynamik, beginnt ausgeprägt langsam mit einem Umgang vereinzelter asiatisch verkleiderter Gestalten, entwickelt dann aber Fahrt und kulminiert in so etwas wie Holiday-on-Ice auf dieser neuen Art von Rollschuhen – man frage mich nicht.

Dazwischen ziehen üppige und eindrucksvolle Bilder vorbei, expressive und ausdrucksvolle Choreografien, ein kriegerischer Tanz mit Stöcken, und – für mich der Höhepunkt: ein chinesisches oder koreanisches (?) Lied, gesungen von In Choi. So darf Tanz schon sein!

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