Gnade!

Es soll ja beileibe nicht gefeiert werden, dass ich Recht behalten hätte. Ich habe von Anbeginn das Kernstück der Programmrefom des ORF für einen ausgemachten Schmarren gehalten. So ein Urteil von Leuten wie mir hindert zwar andere dämliche Sendungen keineswegs am Erfolg bei den Zusehermassen, aber Mitten im 8ten hatte denn doch von vornherein nur extreme Aussenseiterchancen – das wollte in der künstlichen Euphorie vorher niemand hören. Ich habe mir (im beruflichen Bereich) sagen lassen, ich solle nicht so negativ sein.

Dabei hatte ich nur jene Überlegungen ins Treffen geführt, die nunmehr auch zur vorzeitigen Einstellung des Projekts geführt haben:

  • man kann nicht jeden Tag einen auf lustig machen und dabei erwarten, dass es auch noch lustig ankommt,
  • mit einer Herz-Schmerz-Soap könnte man vielleicht noch eine Zielgruppe in der Prime Time treffen, mit einer Kreuzung aus Comedy und Sitcom (Standcom passte wohl in diesem Fall besser) fallen die Chancen rapide,
  • etwa 80% aller neuen täglichen Serien im deutschsprachigen Raum sind in den letzten Jahren gefloppt und
  • das Budget war absehbar zu klein – viel zu klein.

Man muss aber auch zugeben, wenn es nötig ist, dass man sich getäuscht hat. Ich hätte diesem sogenannten Max von Taxi Orange nicht zugetraut, was er offenbar geleistet hat: in diesem Haufen von Schmierenkomödianten der beste zu sein. Dabei waren die Voraussetzungen gar nicht gut; ein Stärchen von Fernsehens Gnaden, Sieger eine Mitmach-Container-Show von vor einigen Jahren, hatte dieser Max es bis dato nicht geschafft, sich über diesem Etikett ein eigenes Profil zu erarbeiten. Man mußte ihn zur Stimmungmache für Mi8 noch mit dem Beinamen ‚von Taxi Orange‘ ankündigen, damit man ihn überhaupt zu verorten in der Lage war…

Interessant ist aber die Chronik der soeben stattgehabten Kindsweglegung:

Ich habe noch die Dokumente, in denen das Sponsoring der Sendung auf einer Basis von 400.000 Zusehern angepriesen und angeboten wurde. Man hat nach den ersten Tagen, als es eher bloß die Hälfte waren, von offizieller ORF-Seite nichts mehr davon wissen wollen und stattdessen von einem Ziel bei 200.000 Zusehern geredet. Und kaum war die Zahl dem Munde entfleucht, sanken die Quoten weiter. Ins Bodenlose, bis es dann gar mal 80.000 waren, zuletzt um die 100.000. (Ein Desaster. Auf solche Reichweiten kommen ja die sogenannten kleinen Sender! ‚Die Simpsons‘ auf ProSieben kann das immer mal wieder, obwohl der ORF parallel dazu was spielt? Erraten: ‚Die Simpsons‘.) Und jetzt heißt es aus der Vermarktung gar, man habe lediglich für eine Sendung dieses Formats an diesem Sendeplatz ein Potential von bis zu 400.000 Sehern gesehen. Also nicht für dieses Mi8, nur eher mehr ganz generell und weniger verbindlich. Aber sponsorn hätt’s wer sollen auf dieser Berechnungsgrundlage?

Und momentan läuft das ‚Extrazimmer‚ – ein an sich innovative Idee: man läßt Leute nicht nur einen Zeitgenossen interviewen, mit ihm/ihr diskutieren, sondern legt davor eine Einstimmungsrunde der Teilnehmer noch ohne den Gast, sowie danach eine weitere, wieder ohne ihn/sie. Man kann also vorher hören, wie die Leute sich das vorstellen und nachher, was sie gelernt haben und wie sich ihre Einschätzungen verändert oder gefestigt haben. Ein an sich geniales Setup.

Allein, irgendein Wahnsinniger hat auch das bis zur Unkenntlichkeit vermurkst: es muss partout auf Wirtshaus-Hinterzimmer getrimmt werden, inklusive Wirt oder Kellner, der im unpassenden Moment störend in Erscheinung tritt, als könnten wir Zuseher mit der Anspielung des Titels allein noch rein gar nichts anfangen. Ich denke doch, dass die Leute noch ausreichend Phantasie haben, um das zu kapieren.

Die Zusammenseztung der Runden ist auch nicht immer das Gelbe vom Ei: heute talken Hera Lind, Dodo Roscic, Angelika Hager und Eva Hosemann (vulgo: ‚die Damenrunde‘) mit Claus Peymann, dem ehemaligen langjährigen Direktor des Burgtheaters, als dieses noch eine wahrhaft große Bühne war… Da fragt man sich dann, wird das jetzt ein intellektuelles Vergnügen (die Hager? die Lind? die Roscic?) oder wird es ein seichter ‚Karl‘, wie man in Wien sagt? Was aber macht dann (die – selber – Intendantin, Regisseurin und Schauspielerin) Eva Hosemann dabei? Das ernsthafte Feigenblatt? Es scheint partout nicht glücklich ausgehen zu wollen!

Von dieser Art sind die Versuche des Österreichischen Rundfunks, öffentlich-rechtliches Programm zu machen. Am Ende halten sie uns dann diese Sendung als kulturelle Leistung und Verbesserung vor. Gnade!

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