Junge Quartette widmen sich mitunter ausgefallener Literatur: so auch das Wiener Adamas Quartett im Gläsernen Saal des Musikvereins: neben Beethoven zwei gar nicht oft gespielte Komponisten des zwanzigsten Jahrhunderts.
Ihre Lebenszeit ist aber schon die einzige Gemeinsamkeit – ansonsten könnten sie kaum unterschiedlicher sein: Ernst von Dohnányi schrieb sein erstes Streichquartett in A 1899 und darf damit für dieses Werk – wenn auch nicht für die Musik seines restlichen Lebens, das immerhin bis 1960 dauerte – für seine spätromantische Tonsprache und sein bestenfalls herkömmliches Formgefüge entschuldigt werden. Er verehrte Brahms, und so klingt es auch. Nicht weiter bemerkenswert.
Ganz anders Ernst Krenek, dessen Drittes Streichquartett Paul Hindemith gewidmet ist, der auch an der Uraufführung 1923 teilnahm. Zwar ist die Musiksprache weitgehend tonal, doch in sehr freier Form, dominiert von starken rhythmischen Akzentuierungen, fein ziselierter Motivarbeit und formaler Invention. Vor allem an der Polyphonie im ersten Teil, Fuge samt Umkehr, ist zu hören, dass Krenek zuallererst vollendeter Techniker ist. Zu unrecht aber sagt man ihm nach, es mangle seinen ausgefeilten Werken an motivischen Ideen. Das Stück ist mitreißend, wenn man zu hören versteht, weist es doch in seiner einsätzigen Anlage erstaunlichen Formenreichtum auf, bis hin zum vierstimmigen Kanon im dritten Teil.
Die vier jungen Wiener um die Violinisten Claudia Schwarzl und Martin Reinig – ergänzt durch Anna Dekan, Bratsche, und Jakob Gisler, Cello – beherrschen Technik wie Ausdruck und garnieren mit erfrischendem Spielwitz.
Nach der Pause folgt das mittlere der Rasumovsky-Quartette op. 59/2 von Ludwig van Beethoven. Auch hier eine Mischung aus höchst anspruchvoller, obendrein eigenwilliger Gestaltung, die schon den wenigsten Zeitgenossen verständlich war, gepaart mit einer leichten Musikalität, wie sie bisweilen an Schubert erinnert. Und doch ist da, wie zwischen Krenek und Dohnányi, eine ganze Welt der Technikbeherrschung dazwischen.
Das Adamas Quartett spielt einen hervorragenden Beethoven, man sollte sie fairerweise jedoch (noch?) nicht mit den Hagens messen… Ein herrlicher Abend für vier Streicher. Danke.