Die Frage, warum von Zeit zu Zeit gewaltige Rückschritte in der Menschheitsentwicklung auftreten, kann man natürlich einfach abtun oder polemisch beantworten. Insbesondere das sogenannte finstere Mittelalter, in dem es an allem und jedem fehlt, was frühere Kulturen bereits an öffentlichen wie privaten Errungenschaften, von einer in deutlichem Abstand zum Mittelalter […]
Geschichte
Die Diskussion darüber, ob Martin Heidegger ein Nationalsozialist war oder nicht, ist eigentlich müßig: wie würde man sonst jemanden nennen, der Mitglied der NSDAP war? In seinen Schriften findet sich vieles, das jedem anderen unangenehm gewesen wäre – ihm nicht.
Dem Buch eilt seit seinem Erscheinen eine dezidierte Aussage voraus: das dargestellte mittelalterliche Jahrhundert ähnle dem unsrigen, soll in diesem Fall heissen, dem Zwanzigsten, beträchtlich. Das mag gut sein für die Verkaufszahlen, weil es für Interesse auch bei Leuten sorgt, die nicht primär Interesse fürs Mittelalter aufbringen. Man darf aber […]
Es ist nun doch schon wieder fast zehn Jahre her, dass uns ein katastrophales Jahrhundert – zumindest will man das einhellig so sehen – entlassen hat. Man kann aber auch getrost sagen, das meiste, das aus seiner ersten Hälfte an bleibenden Wirkungen und Folgen hervor ging, ist inzwischen längst selbst […]
Wie sich schon an Protagonisten der Französischen zeigen läßt, haben Revolutionen einen Haken: sie fressen ihre Kinder, so naturgemäß auch die Russische. Der Klappentext des bei propyläen erschienenen Buches Trotzki – Der verratene Revolutionär von Bertrand M. Patenaude verheisst eine Biografie – doch hat der amerikanische Historiker keine klassische Biografie […]
Ernst Cassirer hat 1932 in seiner ‚Philosophie der Aufklärung‘ eine breit angelegte historipografische Studie über die lange und vielfältige Epoche der Aufklärung vorgelegt, doch eine Auseinandersetzung mit den Inhalten – und nachgerade den radikalen Aufklärern um Diderot und d’Holbach – gescheut.
Heinrich Augugst Winkler hat eine monumentale Materialsammlung zu dem, was er die ‚Geschichte des Westens‘ nennt, vorgelegt, doch scheint ihm eher eine ‚Geschichte im Westen‘ gelungen zu sein. Wo er sich um Leitlinien bemüht, bleiben allenfalls Banalitäten.
Mit der Neuübersetzung der ‚Römischen Revolution‘ des Neuseeländers Ronald Syme von 1939 liegt ein akribisch recherchiertes Buch zum Niedergang der römischen (Adels-)Republik und der Errichtung des augusteischen Kaisertums wieder vor, das noch immer äußerst kompetent ist – bei allen Nachteilen: die Vielzahl an Personen und die dynastischen Verästelungen der alteinsessenen Senatoren und homines novi ermüdet bisweilen.
Golo Mann ist einer der raren Fälle in der Zunft der deutschsprachigen Historiker, der auch lesbar und im höchsten Grade lesenswert schreibt, wenn auch ein leicht ins Altertümliche tändelndes Deutsch. Sein ‚Wallenstein‘ ist aber auch als Werk der Geschichtsschreibung noch immer von stupender Autorität.
Als Geschichtswerk geht es – entgegen seinem Titel: Der Wiener Kaiserhof: Eine Kulturgeschichte von Leopold I. bis Leopold II – nicht wirklich durch; eher als das informierte Geplauder eines Gymnasialprofessors. Und in der Tat, der studierte Musikwissenschafter, Historiker und Germanist – man weiss nicht: war’s doch nur das Lehramt? – […]