Gerade wenn man auf die Repertoirehäuser und die Musik- respektive DVD-Industrie angewiesen ist, schaut es bisweilen düster aus mit der Oper des 20.Jahrhunderts – der Fortsetzung des Musiktheaters in der Moderne. Da gereicht es einem schon zur Freude, wenn Kreneks Johnny spielt auf gegeben wird…
Wer sich trotzdem nicht abschrecken lassen möchte, sich aber gleichzeitig eine besondere Art des Werkführers wünscht, der über bloße Inhaltsangaben hinausgeht, täte gut daran, diesem Buch einen eingehenden Blick zu widmen:
Der Düsseldorfer Musikwissenschafter Hanspeter Krellmann und sein Bochumer Pandant Jürgen Schläder haben in Theater ist ein Traumort. Opern des 20. Jahrhunderts von Strauss bis Widmann das interessante Unternehmen in die Tat umgesetzt: in einer Vielzahl von kürzeren Aufsätzen beleuchten Autoren aus dem Bereich der Musikwissenschaft historische, musikologische und andere (notwendige) Aspekte der Oper der Gegenwart. Dazwischen kommen auch Komponisten von Henze bis Reimann höchstselbst zu Wort.
Manches davon ist einfach hübsch und anregend zu lesen – und macht Lust auf die Werke. Andere Themen scheinen mir noch warten zu müssen, bis es mich trifft… Das Büchlein taugt also auch als Nachschlagewerk für nicht allzu Eilige. Gerade eine Epoche, die gar nicht so weit zurückliegt, erweist sich als reichlich differenziert und getrennt – nicht zuletzt durch den Einschnitt der unsäglichen Nazifizierung der bis dahin tonangebenden deutschen Musik.
Denn der Fokus liegt leider nur daheim in Deutschland – da würden amerikanische Autoren einen anderen Blickwinkel und eine andere Werk- und Komponisten-Auswahl getroffen haben. Gerade das amerikanische Musiktheater – das ja erst nach dem Weltkrieg aufzublühen begann – fehlt schmerzlich – man denke: kein Philip Glass! Dafür ein Wenig Britten, Strawinski, Schostakovich, Penderecki. Trotzdem: notwendig!