Da ist er wieder: Cat Stevens, der sich mal Yusuf Islam nannte, jetzt aber – offenbar aus kommerziellen Gründen – zu Yusuf/Cat Stevens zurückgekehrt ist. Er hat ein neues Album namens The Laughing Apple veröffentlicht, das, sagen manche, endlich wieder wie Cat Stevens klingt.
Schon. Und zwar genauso nach Cat Stevens, als wären nicht in der Zwischenzeit 40 Jahre vergangen. Als Cat Stevens hatte er seine besten Jahre zwischen 1970 und 1977, und jetzt versucht er, exakt dort anzuschließen. Das sei ihm unbenommen. Wir kennen das auch von Bob Dylan und anderen, denen irgendwann im Überschwang ihrer vermeintlichen Erleuchtung die Rösser durchgegangen sind mit der Verkündung des wahren Glaubens. Das ignoriert man besser, und wenn es sein muss, dann wie bei Cat Stevens halt vierzig Jahre.
Wenn die künstlerische Seite die eine ist, dann ist die inhaltliche eine andere: dieser Mann geriert sich als Künstler, hat aber kein Problem damit, dass einem Künstler für sein Schaffen der Tod angedroht wird. Er hat, zum Glück gut dokumentiert, sich zwar gewunden aber die Fatwa gegen Salman Rushdie befürwortet. Das allein reicht schon für völlige Nichtachtung. solche Leute sind mir zuwider, die freie Meinungsäußerung ist immer noch die wesentliche Errungenschaft unserer westlichen Demokratie.
Seine Position zum Todesurteil für Salman Rushdie ist seltsam gewunden und endet damit, dass er sogar bekräftigt, den Schriftsteller selbst zu töten, wenn er in einem moslemischen Land leben würde und eine Autorität dies anordnen würde.
Ich verstehe nicht, wie man jemand Preise für Völkerverständigung und seine Rolle als Botschafter zwischen den Kulturen verleihen kann, der nicht nur Homosexualität für eine Sünde hält sondern auch die Todesstrafe für Gotteslästerung befürwortet: „Schon bei Jesus stand auf Gotteslästerung Steinigung.“
Und er weigert sich natürlich, Frauen die Hand zu geben. Schöner Botschafter für Verständigung! Und wenn er sich als Vertreter der Mitte des Islam sieht, also jener so gern beschworenen schweigenden Mehrheit, die das alles eh nicht so meint, hat er seinem Anliegen einen Bärendienst erwiesen.
Wir leben bekanntlich in einer Welt, in der Milliarden Menschen dem Islam angehören: dieser Yusuf ist also nicht allein. Von den meisten seiner Glaubensgenossen unterscheidet ihn aber, dass er hier in einer westlichen Demokratie aufgewachsen ist, seine Ausbildung hier genossen hat und bis zu seiner seltsamen Erweckung selbstverständlich Gebrauch von den Freiheiten dieses Lebensstils gemacht hat. Und als Nachkomme einer schwedischen Mutter und eines griechisch-zypriotischen Vaters ist er wohl auch nicht vorgeprägt. Trotzdem kann so jemand so vollkommen vertrotteln.
Ich würde mich auch nicht dazu versteigen, zu glauben, dass von solchen Menschen eine besondere Gefahr ausgeht. Auch nicht von Milliarden von Muslimen. Wer sich fürchtet, hat schon verloren. Wir müssen uns allerdings daran erinnern, dass auch bei uns im heute freiheitlich-demokratischen Westen die Religion einmal alles bestimmt hat – und es 400 Jahre gedauert hat, das abzuschütteln. Das sollten wir durchaus zu verteidigen bereit sein.
Für mich gehört es dazu, ohne Cat Stevens auszukommen. Seit 40 Jahren funktioniert das gut. Das ändert sich mit einem neuen Album auch nicht. Ich kann auf Friedensgesäusel verzichten, wenn so jemand dahinter steht.