Die frühere Moderne

Der biedere Bayer Richard Strauss neigte bisweilen zum Albern, auch musikalisch, und das RSO Wien hat seine aus einer solchen Laune entstandenen Till Eulenspiegels lustige Streiche op. 28 in perfekt leichter, schalkhafter Manier interpretiert. Ein hübsches Introibo ad altare Musica, könnte man sagen.

Chefdirigent Bertrand de Billy wählte sodann zwei Werke des Franzosen Henri Dutilleux, für die er die Virtuosin Patricia Kopatchinskaja engagniert hat: L’arbre des songes / Konzert für Violine und Orchester (1985) und Sur le même accord / Nocturne für Violine und Orchester (2002).

Beides sind als Kompositionen keine Lichtblicke – eher Dokumente der Entwicklung in der Neuen Musik, Abteilung vornehmlich lyrisch Gehaltenens. Die teils anspruchsvollen Passagen zeigten aber doch, dass Patricia Kopatchinskaja doch eine Geigerin von erstaunlichem Format ist. Man wünschte sie sich lediglich mit besserer Literatur.

Hintennach brachte de Billy mit dem RSO zu meiner grossen Freude die Amériques von Edgar Varèse zu einer fulminanten Aufführung – man kann es nicht anders nennen. So ein Orchester darf eigentlich keine einzige Nanosekunde lang aus schnödem Sparzwang in seiner Existenz bedroht sein! Ein himmlisches Konzert!

Interessant zu hören, wie eine kompromisslose Moderne aus der Mitte der Zwanziger Jahre das Schaffen eines viel Späteren glatt der Relevanz verweist.

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