Die meisten Geschichten vom Papa Haydn entbehren jeder Grundlage: der hochproduktive Komponist Joseph Haydn war einerseits eine Art höhergestellter Diener des Fürsten Nikolaus Eszterhazy, andererseits ein durchaus auf eigenen Vorteil bedachter früher Musikunternehmer, der bisweilen seine Werke und Zueignungen gleich mehrfach vermarktete.
In Joseph Haydn: Leben und Werk bescheibt der Musikwissenschaftler Hans-Josef Irmen kompetent nicht nur das Leben und den künstlerischen Werdegang Haydns, inklusive fundierter Werkanalysen, sondern bietet auch umfangreiche Einblicke ins Leben der Zeit – nicht zuletzt dank umfänglicher Zitate aus des Obersthofmeister Khevenhüller’s Aufzeichnungen.
Für mich neu: die lebenslange Freundschaft zwischen dem Papa Haydn und dem Wolfgang Amadé, die sich entlang eines Grates entwickelte zwischen zwei um die Verdienstmöglichkeiten im Wien des 18. Jahrhunderts bemühenden Komponisten, über lange Zeit und nur durch den frühen Tod des jüngeren beendet.
Nicht unwesentlich für Haydn-Interessierte auch der Anhang mit vielen speziellen Listen der Symphonien und Orchester-Besetzungen, den Programmen der Londoner Salaomon-Konzerte, ja sogar der von Haydn in Eszterháza aufgeführten italienischern Opern, was gerade vom in diesen Tagen wieder zu entdeckenden Opernkomponisten Haydn ein beredtes Bild zeichnet.