Man darf von einem Kaliber wie Dr. John sicher erwarten, so manches lebendige Stück in handwerklicher Perfektion serviert zu bekommen. Allerdings ist der Altmeister auf seinem letzten Album Ske-Dat-De-Dat – The Spirit of Skatch einem ähnlichen Wahn verfallen, wie neuerdings auch Bob Dylan. Dr. John singt aber nicht einfach alte Hadern nach – wobei von Singen bei Dylan ohnehin nur unter Zuhalten mehrerer Ohren wirklich die Rede sein kann -, sondern übt sich im Stilmix.
Viele davon sind allerdings Griffe in die falsche Kiste. Besonders eklatant fällt das auf, wenn Jack The Knife als Rap verstammelt wird: das ist von der Warte des Rap betrachtet sicher eine Verbesserung, selten je hat so hochkarätiges Personal sich dazu hergegeben. Nach einer Bläsersektion wie der auf Ske-Dat-De-Dat könnten sich Populär-Rapper alle Finger ablecken. Das macht aber das Gesamte nicht besser: vom Blickpunkt eines Vollblut-Bluesman und -Jazzers wie Dr. John ist das ganze einfach Müll. Wenn auch auf hohem Niveau.
Es gibt natürlich auch Stücke in typischer Dr. John-Manier, wenn auch alles sehr kantengeglättet und gebügelt, durchgängigig weichgespült und zugesmootht. Das gilt exemplarisch für Nobody Knows The Trouble I’ve Seen: der alte Gospel ist so verfaserschmeichelt, dass das Ganze vermutlich nur mehr für Tea-Party-Wähler aus New Hampshire erwähnenswert sein mag. Inbrunst gibt’s woanders.
Nervig ist aber vor allem die recht wahllose Reise durch die Stile, die ein Durchhören des Albums ganz und gar unmöglich macht. Das ist ein Geschüttel wie von einem unfähigen Musikredakteur – zwar das Gegenteil von durchgestylt, aber halt eine Abfolge von Stilbrüchen ohne jede Spannung.
Und mittendrin eine Combo von ganz außerordentlichen Fähigkeiten. Schade, das wird kein oft gespielter Titel in der Sammlung. Zu viel Potential fürs Ärgern.