Das stellte schon der griechische Philosoph Heraklith fest – vor über zweieinhalb tausend Jahren. Ich konnte es heute feststellen: im Konzerthaus, bei der Matinee der Wiener Philharmoniker unter dem recht legeren Daniele Gatti.
Aber nicht der Dirigent des Tages hat es heute diesem vornehmlich besten Orchester der Welt angetan, sondern einer, der selber besser Dirigent geblieben und nicht auch noch komponiert hätte… Andre Previn, der als Dirigent schon Bleibendes geleistet hat, griff irgendwann einmal zur Feder und schrieb ein Concerto for Harp and Orchestra.
Nun ist die Harfe gewiss ein arg vernachlässigtes Instrument, schon gar bei der Konzertliteratur, und auch abwegige Instrumente taugen durchaus für Großartiges – siehe Albrechtsbergers Konzert für Maultrommel – doch wenn einer unter komponieren versteht, einen Haufen Dinge, die er schon mal wo gehört hat, in einen Betonmischer zu schmeissen und ein paar Runden durcheinander zu würfeln, dann kommt dabei allenfalls furchtbar Epigonales heraus.
Ich habe in sehr vielen Konzerten schon sehr lange keinen solchen Schmarren mehr gehört. Dass sich die Mitglieder eines der besten Orchester der Welt dabei – sichtlich – gelangweilt haben, braucht einen nicht zu wundern. Die besten Stellen im dritten Satz klangen dann auch wie fernes Herüberwehen von Stravinskij. Warum der junge Franzose Xavier de Maistre sich die Harfe ausgesucht hat, ist vermutlich sein privates Problem, die heutige Vorstellung war aber den Applaus nicht wert. Zum Großteil wohl, weil Herr Previn dem Solisten keine besonderen Ideen vorgelegt hat.
Souverän dagegen spielten diese Wiener Philharmoniker im ersten Teil Gioachino Rossini, die recht eingängige Ouverture zum Barbier, sowie nicht recht dazu passend die Jeu des cartes von Igor Stravinskij – das perfekte Vorbild für Herrn Previns tapsige Versuche.
Zum Abschluss nach dem mageren Harfengeklimper bewiesen die Wiener aber wieder, welche Klasse man ihnen zurecht attestiert: man kann die Italienische von Felix Mendelssohn-Bartholdy im Übereifer auch reichlich verschmieren – hier aber war wirklich jede Note klar zu hören und auch die exzeptionelle Dynamik Mendelssohn-Bartholdys wurde hörbar. In so kleinen Dingen scheiden sich die Welt- und die Weltspitzenklasse.