Cecilia Bartoli ist einer der unbestrittenen Stars der Opernwelt, wenn sie sich auch eher exotischen Gefielden zugewandt hat. Doch schmälert dies nicht ihren Ruf, im Gegenteil – mit ihren CD-Produktionen Opera proibita und Sacrificium hat sie sich unbekannten Repertoires angenommen und daraus bemerkenswerte Erfolge gemacht. Von den sanglichen Leistungen einmal ganz abgesehen!
Auf der Bühne ist sie in Wien jedoch nur allzu selten zu erleben gewesen, was man als schmähliches Manko einer Musikstadt von Weltbedeutung ansehen muss. Umso erfreulicher, dass nun das Theater an der Wien die Mezzosopranistin für eine szenische Produktion der Semele von Georg Friedrich Händel holte. Zu verdanken ist das wohl der Kooperation mit dem etwas potenteren Opernhaus Zürich.
Die Produktion ist zwar schon älteren Datums – doch wer war schon 1966 in Aix-en-Provence dabei, seither zufällig in London oder Zürich? Ich habe natürlich die Blue-Ray-Disc dieser Produktion:
Und natürlich brillierte sie in der Rolle der jungen, in den Gott Jupiter verliebten und dann übermütig ins eigene Verderben stürzenden Sterblichen – und vermochte mit lebensnahem Spiel und perfekten Arien das Publikum im Sturm zu erobern – wenn es dessen denn üebrhaupt bedurft hätte. Cecilia Bartoli ist eine Klasse für sich.
Neben ihr tun sich die Schwedin Malena Ernman als Ino und die Deutsche Birgit Remmert als Juno natürlich schwer, wenngleich zu bemerken ist, dass offenbar in dieser Gegenwart das gesamte Ensemble zu Höchstleistungen angestiftet wird.
Für die Männerriege gilt ähnliches: der amerikanische Tenor Charles Workman als Jupiter ebenso wie sein Landsmann, der Bass-Bariton David Pittsinger, in den Rollen von Cadmus und Somnus wussten sich deutlich in Szene zu setzen.
Ferner äußerst bemerkenswert: die junge Schwedin Kerstin Avemo als Iris! Und nicht zu vergessen Counter Matthew Shaw als Athamas. Vor allem aber machte wiederum der Arnold Schönberg Chor gehörig auf sich aufmerksam: dem kommt entgegen, dass Händel in seinen Oratorien aus der späterer, der englischen Phase, große Chöre stets wirkungsvoll zur Geltung bringt.
Unter den Originalklang-Ensembles, da seit 1979 bestehend, eines der älteren, bringen Les Arts Florissants unter ihrem Gründer William Christie noch immer einen Hauch jenes Pioniergeistes zu Gehör, der die gesamte Barockmusikpraxis in Umbruch und letztlich zu ihren heutigen ausserordentlichen Erfolgen brachte.
Bei Inszenierung und Ausstattung kann es wohl im Falle einer so lang laufenden, in etlichen Städten erfolgreichen Produktion wenig zu meckern geben.