Stehpartie mit Star-Bariton

Wieder einmal der Nabucco von Giuseppe Verdi, und wieder einmal singt Placido Domingo den Rest eines Ensembles an den Rand, gerade mal Bass Dmitry Belosselskiy in der Rolle des Priesters Zaccaria kann neben dem 77jährigen, spät-berufenen Bariton als Nabucco bestehen. Sopran Liudmiyla Monastyrksa als Abigaile singt brav, aber das ist auch schon alles. Von Mezzo Jamie Barton in der Rolle der Fenena schweige man besser. Und Russel Thomas als Ismaele läßt viel zu wünschen übrig.

Uneingeschränkt herausragend – neben Domingo nicht eben leichtes Brot – singt der Chor der Metropolitan Opera; aber anderes wäre bei so starken Chorpartien wohl eine Schande.

Dabei verleiht Maestro Jimi Levine in einem seiner gesundheitsbedingt rar gewordenen Dirigate dem frühen Verdi die gebührende Frische und erlaubt sich sogar die verpönte Geste, des Chores Va pesiero im dritten Akt zu wiederholen. Das kann man als kitschig empfinden, man überlebt es aber.

Ganz und gar lähmend ist aber das Ergebnis der Regiearbeit von Elijah Moshinsky – zwar einer der Hausregisseure der MET -: selbst wenn es schwierig sein sollte, dass einem zu diesem stupiden Plot etwas einfällt, so ist rein gar nichts aber doch zu wenig. Ihm gelingt nicht mal, den Auf- und Abmärschen des Chors irgendeine Funktion zuzuordnen, von seinen Sängern ganz zu schweigen. Die Leute kommen, weil bald der Chor singen wird, und gehen, wenn der Chor gesungen hat. So kann man es natürlich auch machen. Dafür könnte man sich dann aber auch gleich Bühne und Kostüme sparen: erstere von John Napier wirklich banal-monumental eingerichtet, letztere ein schwächelndes Durcheinander von Adreane Neofitou.

Besonders geistreich war’s nicht, Placido Domingo war den Weg aber allemal wert.