Dieser Tage begeht Lorin Maazel seinen 80. Geburtstag – und zieht wie ein Hans Dampf in allen Gassen durch die Lande. Nach Konzerten in München gastiert er nun auch in Wien mit einem Programm bestehend aus Igor Stravinskij und Anton Bruckner. Kommt der alte Herr auch nicht mehr so behende daher und stakst etwas steif auf die Bühne, so dirigiert er doch noch mit Schwung – diesfalls die Wiener Philharmoniker.
Seine Interpetation von Stravinskijs Le Sacre du Printemps ist gekennzeichnet von scharfen Dissonanzen, die präzise gearbeitet und wie extra poliert aus der rauschhaften Masse der Eindrücke heraus stechen, von extemen pianissimi, die fast bis ins Verstummen gehen, und von großartiger Verve und Turbulenz in den presti. Es schien mir aber während des Hörens die sonst stark akzentuierte rhythmische Struktur der stravinskij’schen Musik etwas zurückgetreten…
Mit Bruckners 3. Symphonie d-moll bringt Maazel ein Werk zu Gehör, das ich schon sehr lange nicht mehr im Konzert erlebt habe. Ein reichhaltiges Gewirk von Themen und Melodielinien entwickelt sich in aller gebotenen Breite und Gründlichkeit ohne jede Rücksicht auf die Zeit. Bruckner hat seiner Dritten mehrfach Kürzungen widerfahren lassen, doch sie ist ein elegisches Werk geblieben, das sich langsam entrollt, und erst allmählich seine kongeniale Struktur erkennen läßt.
Der gewaltige Applaus galt sicher dem Jubilar, denn die Interpretationen waren keineswegs die allerbesten. Für Bruckner ziehe ich Celibidache vor – sofern man es nicht als unfair einstufen will, solche Vergleich anzustellen. Doch die gediegen langsamen Bruckner-Einspielungen von Sergiu Celibidache liegen mir – wenn schon Bruckner – bevorzugt im Ohr. Sorry, Mr. Maazel… happy birthday anyway.