Als Komponist brillanter, witziger Miniaturen ist H K Gruber längst kein unbekannter mehr, seine Lieder nach Texten von H.C. Artmann – unter dem Titel Frankenstein! – sind wahre Perlen der kleinen Form. Umso interessanter ist es, wie tragfähig die Ideenwelt Grubers für die größere Form ist, zumal für eine Art von Konzert für Schlagwerk und Orchester: Rough Music von 1982/83 wird von Martin Grubinger und den Wiener Symphonikern unter Krzysztof Urbanski interpretiert und hinterlässt einen eher zwiespältigen Eindruck: da fehlen die Spannungsbögen einer großen Komposition, eingebettete Miniaturen schwingen sich aber zu phänomenalen Erlebnissen auf, insbesondere der intensive Beginn des zweiten Teils/Satzes gehört in diese Kategorie.
Wie stark der Superstar des Schlagwerks Martin Grubinger von der Komposition gefordert ist, erschließt sich nicht, von spielerischer Leichtigkeit ist aber auch nichts zu bemerken. Als Instrument ist das vielfältige Instrumentarium des Schlagzeugers noch ein relativer Neuling unter den Soloinstrumenten, nur wenige Stücke der Gattung Konzert vermögen so klar zu überzeugen wie Cerhas Konzert für Schlagzeug und Orchester.
Welche Klasse Grubinger für sich allein füllt, beweist er dann mit der Zugabe am Vibraphon, obgleich die Ansage des Stücks leider nicht zu verstehen war.
Im zweiten Teil des Konzerts liefert Urbanski mit der Symphonie Nr. 7 d-moll op. 70 (1884-1885) von Antonín Dvorák ein eher gängiges Stück in passender Interpretation ab. Der junge polnische Dirigent gefällt sich in einer Rolle, die bei manchen jungen Orchesterleitern beliebt ist, aber dennoch immer etwas reichlich Schnöselhaftes an sich hat und eine gewisse Geringschätzung des Komponisten zu dokumentieren scheint: das Dirigieren ohne Partitur, aus dem Gedächtnis hat etwas von Zirkus an sich, ob sich darin eine musikalische Qualität äußert, ist allerdings schon seit Karajans frühen (Nazi-)Tagen fragwürdig. Einem Harnoncourt scheint jedenfalls das Dirigieren mit Partitur keinen Stein aus der Krone zu brechen…
Wie dem auch sei, den Symphonikern gelingt ein durchweg plastischer Eindruck, vor allem die Bläser bringen recht glaubwürdig die kämpferische Note des Werks zum Ausdruck. Das ist keineswegs zu martialisch.