… und weiter kommt er nicht, der Mann im Radio mit der tiefen Ehrfurcht heischenden Stimme, denn sie allein bezeichnet schon, was hier das Problem ist: es ist Sonntag und daher aus lang geübter Tradition das Programm auf Ö1, meinem Lieblingskultursender, schlicht und ergreifend unbrauchbar. Man scheint dort echt noch zu glauben, dass pre-senile Bettflucht, wie sie offenbar auch mich betrifft, der ich auch sonntags um spätestens sieben Uhr auf bin, nur bei besonders dämlichen Alten vorkommt, die ein Wenig des Trosts bedürfen. Nein, es gibt auch jüngere, die aber mit den Jüngern im christlichen Sinn nichts am Hut haben.
Ich will jetzt gar nicht so weit ausholen, dass die Kirche eine moralisch so heftig angeschlagene Institution ist, dass sie keinen Wert mehr für den Sonntag hat – das glauben einem die, die noch glauben, ja doch nicht. Es ist einfach Gesülze, unerträgliches, den Zuhörer für vollends gehirnamputiert haltendes Geleier, das jeder Vernunft und erst gar jedem logischen Denken Hohn spricht.
Zum Glück gibt es Bayern 4, meinen Lieblingskultursender, wenn Ö1 sich daneben benimmt, was immer häufiger der Fall ist. Gerade eine der Stärken von Ö1, der hohe Wortanteil, wie man fachsprachlich sagt, birgt natürlich den Nachteil, dass beim Worte Unsinn schneller nervt. Die Alternative auf Bayern 4 ist ja auch nicht grade gottlos: Johann Joseph Fux‚ens Te Deum oder die Hofkapellmeistermesse von Antonio Salieri in einer Sendung namens Laudate Dominum…
Gerade Fux’ens Te Deum in der Aufnahme mit Mieke van der Sluis und dem Ensemble Armonico Tributo Austria unter Lorenz Duftschmid ist eine echte Rarität.
Man kann auch als Agnostiker nicht umhin, anzuerkennen, dass es in der reichhaltigen geistlichen Literatur so viele herausragende Kompositionen gibt – vom Mittelalter bis zur Gegenwart, dass dieses Leben nicht ausreichen wird, sie alle zu geniessen. Genauso wie der Dom zu Florenz vor allem abseits seiner Nutzungsbestimmung ein atemberaubendes Werk der Baugeschichte ist.
Das Dumme für Ö1 ist nur: es besteht dann den ganzen langen Sonntag kein wirklicher Grund mehr, Bayern 4 den Rücken zu kehren.