Schade, sehr schade

Es gibt einen nicht unwesentlichen Unterschied zwischen gediegener und grauslicher Langeweile, obgleich man anerkennen muss, dass der Grat dazwischen schmal und insofern natürlich nicht eben leicht zu treffen ist. Die Staatsoper hat sich aber offenbar auf der weniger erträglichen Seite festgespielt.

An Modest Mussorgsky liegt es bestimmt nicht, wenn der Boris Godunow zur Mühsal gerinnt – zumindest über weite Strecken gelingt nämlich beides nicht wirklich: nennenswerte Spannung auf der Bühne, erfreuliches Musizieren im Orchestergraben. Man hat durchwegs den Eindruck. das Staatsopernorchester wisse eh, wie man das zu spielen hat, und Dirigent Tugan Sokhiev belasse es dabei – so klingt es jedenfalls: abgeschliffen, uninspiriert, stellenweise, nämlich da wo russische Folklore ins spiel kommt, sogar lieblos gedudelt. Das tut der Mussorgsky’schen Musik gar nicht gut.

Auch Regisseur Yannis Kokkos hat dem Repertoirebetrieb eine typische Ruine geschenkt: da ist so wenig inszenatorische Substanz, dass es den wechselnden Sänger leicht fallen muss, sich ins Szenarium zu finden. Sie brauchen ja nur rumzustehen und zu singen.

Und das genau ist das dritte Problem dieser Aufführung: nach guten Sängern sucht man nahezu vergeblich, den Pimen singt Ain Anger, von dem man besseres gewohnt ist, den Zaren Boris der nicht eben erstklassige Ferruccio Furlanetto – wenn er auch am Ende als der beste in der Riege zurecht den Applaus einheimsen kann.

Der Dritte im Bunde, Marian Talaba als Grigorij, verstärkt noch den Eindruck, dass hier einfach ein Abend gefüllt wird. Schade, sehr schade. Der Repertoirebetrieb hat wieder eine Oper auf dem Gewissen.

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