Ohne Weichzeichner

Alan Curtis und das von ihm gegründete Ensemble Il Complesso Barocco sind inzwischen – wenn auch nicht unbestritten – für ihre Interpretationen von Händel-Opern auf Bühne und CD bekannt.

Georg Friedrich Händel - Six Complete Operas - Il Complesso Barocco

Umso angenehmer, wenn die Box Six Complete Operas von Georg Friedrich Händel zum unschlagbar günstigen Preis über den Ladentisch geht: 6 Gesamteinspielungen auf insgesamt 15 CDs und einer CD-ROM.

Enthalten sind

  • Rodrigo: mit Gloria Banditelli, Sandrine Piau, Elena Cecchi Fedi, Rufus Müller, Roberta Invernizzi und Caterina Calvi
  • Radamisto: mit Joyce DiDonato, Patrizia Ciofi, Dominique Labelle, Zachary Stains, Maite Beaumont und Laura Cherici
  • Admeto: mit Renè Jacobs (!), Rachel Yakar, Ulrik Cold, Rita Dams, James Bowman, Jill Gomez und Max van Egmond
  • Fernando: mit Lawrence Zazzo, Veronica Cangemi, Filippo Adami, Marianna Pizzolato, Neal Banerjee, Max Emanuel Cencic und Antonio Abete
  • Arminio: mit Vivica Genaux, Geraldine McGreevy, Dominique Labelle, Manuela Custer, Luigi Petroni, Syste Huwalda und Riccardo Ristori
  • Deidamia: mit Simone Kermes, Dominique Labelle, Anna Maria Panzarella, Anna Bonitatibus, Furio Zanasi und Antonio Abete

Es dauert natürlich eine geraume Weile, bis diese Menge an Musik durchgehört ist – und die stupende Qualität der Sänger wie des Ensembles sorgt dafür, dass man viele Stellen wieder und wieder spielt!

Der Radamisto von 1720 ist eine jener Opern Händels aus der ersten Londoner Akademie, die mit einem völlig untypischen Auftakt überrascht: anstelle eines Rezitativs mit anschliessender Arie baut der Komponist eine ganze Szene, um seine weibliche Hauptperson zu charakterisieren. Polissena bekommt eingangs eine nur einteilige Cavatina ohne B-Teil und Da-Capo – dafür muss sie dann auch noch nicht abgehen. Das ermöglicht es Händel, zuerst noch den Verehrer Tigrane seine Liebesschwüre vorbringen und zudem ihren ungetreuen Ehemann Tiridate mit Krieg und Verwüstung und Grausamkeit auf die Szene poltern zu lassen, ehe sie mit „Tu vuoi ch’io parte?“ in einer schluchzenden Sarabande effektvoll abtreten kann.

Man kann Händel nicht vorwerfen, dem Typus der barocken Oper allzu streng gefolgt zu sein – das ist ein kaum ausrottbarer Irrglaube, denn gerade der Caro Sassone hat sich kaum je an ein gestrenges Korsett gebunden gefühlt und immer höchst individuell gestaltet und komponiert.

Auch mit Marsch, Rigaudon und Air am Ende des ersten Aktes steht Instrumentalmusik, wo sonst eine effektvolle Abgangsarie in die Pause entlässt, selbiges am Ende des zwetien Aktes mit einer Passacaille und einer Gigue und gar am Ende der Oper mit einer kurzen dreiteiligen Ballmusik.

Hier kommt die fundierte Arbeit des Complesso Barocco an der historischen Aufführungspraxis vollends zur Wirkung: graziler Klang, präzise Arbeit der Streicher, satte Bläser. Am klaren Klang, den Alan Curtis seinen barocken Einspielungen verleiht, ist keineswegs zu mäkeln. Solange wir jedenfalls nicht wissen, wie es damals geklungen haben mag, müssen auch keine Verschmierungen und Weichzeichnungen sein, die in anderen Einspielungen bisweilen stark dominieren.

Das Sänger-Ensemble führen die Mezzos Maite Beaumont als Zenobia und Joyce DiDonato als Radamisto an, die ausgewogen und mit treffend gesetzten Verzierungen singen und obendrein glänzend miteinander agieren. Hevorzuheben ist auf jeden Fall auch die Sopranistin Dominique Labelle, die einen strahlenden Fraarte singt.

Wieder und wieder zu hören!

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