Man mag ja bisweilen mit der Wiener Staatsoper ganz und gar unzufrieden sein. Und man mag des öfteren sich fragen, ob es nicht der Repertoirebetrieb ist, der für solchen Wahnsinn wie die 250. Aufführung einer Inszenierung von Otto Schenk verantwortlich ist.
Aber wenn man binnen einiger Tage in Paris – trotz langen Vorlaufs – keine Aufführung einer Oper zu besuchen imstand ist, und zwar nicht, weil es etwa keine Karten mehr gäbe, sondern weil es keine Opern gibt – dann versöhnt man sich ein wenig mit dem hiesigen Betrieb. Drei große Häuser, nicht die kleinste Aufführung der allerkleinsten Oper.
Auch wenn am 10. Dezember in der Mailänder Scala die Saison eröffnet wird, und wenn dabei Barenboim’s Tristan und Isolde noch so gut über die Bühne geht, fragt man sich: was machen die eigentlich von September bis Anfang Dezember?
Sogar die Met, der Welt bestes Opernhaus, eröffnet erst am 12. Dezember mit Gounod’s Roméo et Juliette als erster Premiere die neue Saison…
In Wien hat man da schon den wahrhaft sensationellen Haydn’schen Orlando paladino unter Harnoncourt gesehen. Auch für eine Walküre wäre Platz gewesen, hätte man sich um ein Plätzchen prügeln wollen – was sich in diesem Fall als gar nicht so ungünstig herausstellte – denn wer mag schon 150 € für eine Karte zahlen, wenn der Tenor dann stimmlich einknickt. Eine Meisterleistung des finnischen Baritons Juha Uusitalo – man sollte sich bei der Gage doch das zugehörige Verantwortungsbewußtsein erwarten dürfen. Oder hätte der kecke Herr Holender mir den Ticketpreis erstattet? Wohl kaum. Wenn aber der zahlende Zuschauer das Risiko trägt, sollten die Veranstalter und Künstler entsprechend handeln.