Der Philosoph als Geschichtenerzähler – besonders böse Geister könnten ihn auch den Köhlmeier der Geisteswissenschaften nennen.
Einerseits Köhlmeier: der Mann hält sich für schlichtweg genial und versucht, im literarischen Teich oben zu schwimmen. Kleine Einfälle, zu ganzen Romanen aufgeblasen – ein platter Vielschreiber, der noch dazu die Angewohnheit entwickelt hat, seine Absonderungen selbst zu sprechen und launische Zusammenfassungen und verpatzte Nacherzählungen von Bibel, Shakespeare oder wahllos anderem ins Radio zu hieven. Das hat alles Antonio Fian in einem seiner Dramolette treffend zusammengefasst: ‚Michael Köhlmeier erzählt das Wiener Telefonbuch’…
Andererseits Liessmann: es ist eine der Aufgaben eines Philosophieprofessors – wenn schon nicht direkt eines Philosophen -, die Geschichte der Philosophie und das Denken und Leben der Philosophen nachzuerzählen.
Konrad Paul Liessmann, Professor am philosophischen Institut der Universität Wien, ist ein geviefter Plauderer, wenn es um die propädeutische Darstellung geht: seine für den Klassik- und Kultur-Sender Ö1 eingespielten Portraits großer Philosophen (erschienen mittlerweile in 3 Boxen zu je 4 CDs) folgt nun eine 4. Box, gewidmet Denkern, die in der Wahrnehmung der Hauptströmungen eher randständig erscheinen wie Albert Camus oder Max Stirner, von anderen usurpiert wurden wie Sokrates, oder in einem solche Kanon ganz und gar nicht vorkommen wollen wie Lou Andreas-Salomé. Auch ein sprichwörtlich bunter Hund wie Paul Feyerabend kommt zu Ehren eines liessmann’schen Portraits.
Liessmann ist auch so eine Art Star, befragt im Radio zu allen möglichen Themen aus Poltik, Kultur und Wissenschaft, schreibt Kommentare und Kolumnen in Tageszeitungen, sitz in Podiumsdiskussionen und scheint acuh sonst – wenn schon nicht ubiquitär so doch: – inflationär… Aber: er hat etwas zu sagen.