Im Abschlusskonzert des heurigen Festivals wien modern präsentierte Peter Eötvös mit dem Radio-Symphonieorchester Wien ältere Werke von Iannis Xenakis sowie Kompositionsaufträge von Bernhard Gander und Olga Neuwirth.
Um es kurz zu machen: Bernhard Gander kann und muss man konzedieren, dass er – an der Grenze von Rock, Punk und populärer Musik – zumindest so etwas wie Originalität entwickelt hat. Bei Olga Neuwirth hingegen dominiert die Plattitüde.
Ganders lovely monster für Orchester porträtiert das ihn interpretierende Orchester als Monster:
Keuchen, krächzen, Schleim und gift absondern, sicch aufbäumen, schwabbeln, krabbeln, stampfen, brüllen, scharfe Zähne zeigen, zubeissen, Tentakeln, zupacken, kämpfen, zu Boden gehen, sich erholen, herumschlängeln, sich aufrichten, mutieren, schreien … wie ein Monster … wie ein Orchester.
Dem ist wenig hinzuzufügen – was immer das heissen mag.
Neuwirths als Konzert für Viola bezeichnetes fünfsätziges Opus Remnants of Songs … an Amphigory – vom Solisten Antoine Tamestit interpretiert – ist eine ziemlich unspannende Aneinanderreihung von durchweg tonalen Zitaten, das in seinen besten Momenten an eine Verwurstung von Ravel denken lässt.
Wahrscheinlich sind nicht primär die alten Dinge einfach besser, sondern kommen von den alten Dingen nur die guten auch heute noch zum Vorschein: mit Xenakis‘ Alax von 1985 am beginn und Terretektorh von 1965/66 in der zweiten Hälfte wurde der Abend insgesamt doch noch intensiv.
Xenakis hat schon in diesen Werken den Raum als auslotbares Element der Musik erkannt und ausgelotet: sind es in Alax drei gleich aufgebaute Ensembles, die gegeneinander anspielen, um sich dann und wann wie zufällig ins ein Unisono zu steigern, so verteilt er in Terretektorh gleich die Musiker unters Publikum.
Natürlich wiederholen Eötvös und das RSO den Terretektorh, damit das p.t. Publikum nach einem Sitzplatzwechsel einen zweiten Anlauf nehmen kann, das Stück zu hören. Stammte es nicht aus den Sechzigern, könnte man das für einen alten Hut halten; so ist ein wohl ein originaler Hut.
Was aber nichts daran ändert, dass Xenakis‘ raumgreifendes Musizieren die von ihm gewohnte Dichte, Eruptivität und mathematische Folgerichtigkeit aufweist.