Tör’ger Treue trugvolles Werk

… blüht nun jammernd empor! – so singt Brangäne, die doch den Trank gemischt hat, dem die beiden Liebenden in just dem Augenblick verfallen.

Aber das ist unwichtig. Der Plot macht keinen Sinn, das Textbuch ist von einem Stammler verfasst.

Und doch: Tristan und Isolde ist ein gewaltiges Stück Oper. Die MET hat wieder ein phänomenales Ensemble versammelt, Nina Stemme als Isolde, Ekaterina Gubanova als Brangäne, René Pape als König Marke – und am Pult Sir Simon Rattle. Als Kurwenal ist jener Evgeny Nikitin zu hören, der vor einigen Jahren aus Bayreuth abreiste, ohne seinen Holländer zu singen, angeblich in Ungnade gefallen einer tätowierten Swastika wegen. Doch schon rein stimmlich gereicht er durchaus dieser Produktion zur Zier.

Einzig der Tristan ist mit Stuart Skelton suboptimal besetzt: technisch sauber, aber ohne Leidenschaft und Einfühlung biegt er seine – zugegeben – gewaltige Rolle ins repertoirehafte.

In starkem Gegensatz steht dazu die leicht unterkühlte, sehr sparsame Inszenierung von Mariusz Trelinski: hier wird auf schlanke Gesten und subtile Winke gesetzt, die in der tosenden Metallwelt dieser Bühne – wirklich atemberaubend das Bühnenbild von Boris Kudlicka mit prominenten Projektionen von Bartek Macias – die menschlichen Dimensionen beleuchten. Zum Glück lässt sich die Regie zu keiner Sekunde vom Pompösen dieser ollen Liebeskaramelle überwältigen, sie macht uns hingegen fast glauben, wir würfen einen Blick auf reale Lebensgenossen in nicht allzu weit vom Heutigen entfernten Sphären.

Wäre da nicht Wagners hirnrissiger Text, den die Untertitelung zu jeder Zeit unignorierbar groß ins Bild rückt. Das tut von Anfang an weh:

Sind’s deiner Seufzer Wehen,
die mir die Segel blähen?

heißt es gleich zu Beginn im Gesang des jungen Seemanns – und erfängt sich hernach nimmermehr, zweifellos der schwerste Fall von Sprachdurchfall in der Geschichte des Librettos. Der Genuss ist größer, je kleiner (bis gar nicht) der Text untertitelt wird. Da man das aber schon im Vornhinein weiß, kann man’s halbwegs wegstecken – und den Abend genießen.