Jährliche Archive: 2009

78 Beiträge

Lang lebe Zerbinetta!

Es mag schon sein, dass Hofmannsthal seine Feder gut gespitzt in die Schlacht führte: des reichen Mannes Umgang mit der Kunst war Ziel seines Spotts. Der leistet sich eine ernste Oper und eine Buffo-Truppe als Ausgleich zu seinem Fest. Doch kurzfristig packt ihn die Allmacht, und er verordnet Gleichzeitgkeit. Man […]

Schwierigkeiten mit der Freiheit

Die akademische Philosophie scheinen seit einigen Jahren gröbere Existenzängste zu plagen: und das ist gut nachvollziehbar, greift doch die Neurobiologie – als Wissenschaft der Erforschung von Gehirn und Sinneswahrnehmung – in eine Kerndomäne der spekulativen Philosophie ein: wenn sich wissenschaftlich klären ließe, wie Wahrnehmung funktioniert, wie Entscheidungen im Gehirn funktionieren, […]

Glossolalien des Geistes

Manche Philosophen brauchen neue Sprachen, um ihre Gedanken auszudrücken. Das legt den Schluss nahe, dass sie nicht in der herkömmlichen Sprache denken können. Oder wäre etwa einfach die Sprache nicht ausreichend für die Komplexität der Philosophie? Nicht präzise genug, ein Alltagsding, das für die hohen Anforderungen des philosophischen Diskurses nicht […]

Grosses Altes und verzichtbares Neues

Das RSO ist – wiewohl durch die leidige Gesamtsituation beim ORF existenziell bedroht – einer der hervorragenden Klangkörper dieses Landes. Und eines der großen Symphonie-Orchester, die sich mit mehr als nur kleinen, verträglichen Anteilen am Programm der Neuen Musik verschrieben haben. So kommen mit hoher Konstanz auch Werke neueren Datums […]

Aus Londoner Tagen

Haydn’s späte Symphonien – namentlich die Londoner – sind bereits reife Werke der Klassik. Der Begründer der neuen Symphonik und Experimentator schrieb sich in seinen letzten Jahren nicht nur von Erfolg zu Erfolg beim britischen Publikum, er hinterließ eine Reihe von Werken, die zum Großen in der Symphonik gehören, auch […]

Kulinarisches Altbrot

Mit der gemächlichen, sich erst allmählich steigernden Passione (Hob. I/49) von Joseph Haydn eröffnete Bertrand de Billy einen Abend, der eine seltsame Kontinuität über doch fast zweieinhalb Jahrhunderte präsentierte. Mit dem kleinen Klangkörper des klassischen Orchesters wirkte Haydns Komposition fast kammermusikalisch. Gerade das Adagio könnte auch, dünner besetzt, in einem […]

Hebung eines Schatzes

Gedenkjahre haben ja die nicht unerwartete Eigenheit, von ihren Jubilaren auch dies und das zutage zu fördern, das sonst nicht im Fokus des Interesses steht – manchmal geht das sogar so weit, dass echte Perlen dem Vergessen entrissen werden können. Joseph Haydn hat 1775 sein erstes Oratorium Il Ritorno di […]

Kammerspiel vom Pazifismus

In seiner eigenen Laufbahn hat Benjamin Britten – zu sehr ungelegener Zeit: 1942 – die Verweigerung des Wehrdiensts durchgefochten. So ist ihm zeitlebens der Pazifismus ein auch künstlerisches Anliegen geblieben. Der Figur des Owen Wingrave, der ursprünglich aus einer Erzählung von Henry James stammt, hat Britten in der gleichnamigen Oper […]