Klingt wie Richard Galliano mit Streichern, vielleicht stellenweise wie ein unplugged Dobrek Bistro – alles nicht wirklich zutreffend! Das Tin Hat Trio folgt einer recht eigenen Logik und kombiniert dabei Akkordeon oder Piano und Violine mit Gitarre – eine Menge verschiedener Saiten, wenn man es recht betrachtet. Aber was dabei herauskommt, ist charmante, vielfältige, interessante Musik. Und das will in Zeiten wie diesen durchaus etwas heissen!
Das ungewöhnliche Trio legt mit The Sad Machinery of Spring ein neues Album mit einem wahren neuen Universum klanglicher Möglichkeiten vor.
Die drei US-Amerikaner Rob Burger (Akkordeon und Tasteninstrumente), Carla Kihlstedt (Violine, Bratsche, Trompete) und Mark Orton (Zupfinstrumente) sind amerikanische Popkünstler in des einstmaligen, im Kreis um Andy Warhol geprägten Begriffes Sinn: sie nehmen Versatzstücke und bauen Neues daraus, sind Meister auf ihren Instrumenten und greifen mit spielerischer Freude und viel Liebe für Detail und Abzweigung gezielt am Mainstream vorbei.
Im Grunde ist das Tin Hat Trio in der kategorisierten Musiklandschaft nirgendwo zu verorten. Das scheinen die drei Herrschaften sich als individuelle Freiheit herauszunehmen. Ihre Tracks sind manchmal schon so nah an der populären Tauglichkeit, dass man ihnen mehr Abstand anraten möchte, aber eben nur knapp, und dann wieder so rauh und so herrlich spröde, dass man ihnen ein wenig vom großen Geld der biederen Masse gönnen möchte. Sie spielen bewußt mit den Klangassoziationen, die einzelne Instrumente und Spieltechniken hervorrufen, nur um sie alsbald zu durchbrechen und löchrig zu hinterlassen.
Unter Umständen verlassen sie auch den Pfad des bisher gehörten und trauen sich in klanglich neue Gefielde, wie es schon im ‚Big House Blues‘ auf ‚Helium‘ von 2001 präsentiert wurde – eine seltene Miniatur von Spielkunst und diebischer Freude. Solche Perlen finden sich auch auf ‚The Sad Machinery of Spring‘: für einzelne Anspieltipps ist das Album viel zu dicht! Und wandelbar. Großartig, aber noch nicht genial.