Fahrt durch die deutsche Romantik

Das WDR-Symphonieorchester Köln unter Semyon Bychkov besuchte Wien und hätte ursprünglich den norwegischen Cellisten Truls Mork – einen meiner Favoriten – mitbringen sollen, doch der hat aus privaten Gründen abgesagt.

Den Abend begann Bychkov mit der Overtüre zu Lohengrin – einem der wenigen Stücke von Richard Wagner, das wirklich konzerttauglich ist.

Anstelle von Truls Mork spielte Kirill Gerstein das Konzert für Klavier und Orchester Nr. 1 in g-moll op.25 von Felix Mendelssohn-Bartholdy: ich kannte es bislang nicht, und halte es nach dieser Aufführung für ein durchaus bemerkenswertes Stück romantischer Musik im besten Sinne, dem eben nicht die Verirrungen der deutschen Romantik an allen Enden hervorquellen – vielleicht weil es dafür noch recht früh, 1831, entstanden ist.

Mendelssohns Musik folgt hier eher dem leichtfüssigen Stil eines Mozart, die Schwere und Dichte des Klaviersatzes von Beethoven und – später – Brahms erreicht er nicht, doch speziell der zweite Satz bezeugt das Genie des Komponisten. Auf jeden Fall ist es einen Eintrag in der Liste der zu besorgenden CDs wert.

Kirill Gerstein gab noch eine hinreissende Schubert’sche Klavierbearbeitung des Erlkönigs zu.

Nach der Pause gab’s dann – aus Verwandtschaft, möchte man sagen, denn wirklich passend wäre was anderes gewesen – die Zweite Symphonie C-Dur o.61 von Robert Schumann. Ich kann mich mit dem originalen Schumann leider nicht mehr anfreunden, seit ich seine Symphonien in der Fassung von Gustav Mahler kenne. Da langt Schumann irgendwie nicht an Schumann heran, nun ja.

Insgesamt war’s endlich wieder mal ein Konzert mit Romantik, das sich auch lohnte. Und nebenbei ein schönes Beispiel, wie vielfältig die musikalische Epoche doch sein kann, und wie wenig ihr so manches Deutsche darin gut tut – so man Wagner als Romantiker gelten lässt. Ich bin jedenfalls der Meinung, dass er trotz seiner Ansätze zur Überwindung der romantischen Musik im Grunde ein zu spät gekommener Frühromantiker ist…

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