Man kann ja die Begeisterung mancher Leute für Rameau oder Lully verstehen, es ist feinste Tanzmusik, was sie da auf die Bühne bringen. Als Opern geben diese Werke allerdings herzlich wenig her, es sei denn, man kann barockem Musical etwas abgewinnen. Aber die jüngsten Aufführungen im Theater an der Wien erhellen immerhin, welche Basis hier gelegt wurde, damit Christoph Willibald Gluck schlussendlich die klassische Oper schaffen konnte. Es bedurfte seiner, um die serielle Arienproduktion der Italiener mit dem durchkomponierten – aber leider faden – Geplätscher der Franzosen zu etwas gänzlich Neuem zu fusionieren.
Nachdem man sich zu einer szenischen Aufführung von Rameaus Castor et Pollux entschlossen hatte, durfte dessen Dirigent Christophe Rousset gleich auch Bellérophon von Jean-Babtiste Lully zu konzertanter Aufführung bringen. Man muss aber einen exquisit französischen Geschmack haben, um das uneingeschränkt gut zu finden.
Lähmend die viele Tanzmusik, zumal Lully auch ein hörbar schwächerer Instrumentierer gewesen zu sein scheint als Rameau, spannend und dicht wird es eben nur an den Stellen mit Chor – nicht zum ersten Mal erweist sich also der Arnold Schönberg Chor als Anker einer Produktion.
Les Talens Lyriques musizieren gewandt, aber hier springt keine Regie bei, um die Langwierigkeit der instrumentalen Passagen mit etwas Aktionismus aufzulockern – hier ist Langeweile angesagt.
Das Aufgebot an Sängerinnen und Sängern ist – rein zahlenmäßig – groß, mangels besonderer Partien hier einfach die Liste:
- Jean Teitgen
- Robert Getchell
- Evgueniy Alexiev
- Cyril Auvity
- Céline Scheen
- Ingrid Perruche
- Jennifer Borghi
Ich kann und kann zu dieser französischen Barockoper keinen Zustand entwickeln! La grande fadesse…