Zum Glück hat die Wiener Staatsoper eine ihrer raren wirklich guten Produktionen, noch dazu eines Werkes, das man als eher sperrig bezeichnen könnte, zumindest dem Ruf nach bei denen, die es nicht kennen und vom Komponisten auf die Qual zu schließen pflegen, auch für DVD produziert und herausgebracht:
Arnold Schönberg schrieb die Oper Moses und Aron in einer späten Phase (1928-1932), zu Zeiten schon, da er in Berlin lehrte.
Das Werk beteht aus einer einzigen Zwölftonreihe – was wohl den meisten Opernbesuchern die Lust darauf vergällen mag. Dabei ist es äußerst hörenswert, weniger Anstrengung, als man meinen möchte. Es ist die Hand des gereiften Schönberg, die hier das Material formt (eine detaillierte Werkanalyse stellt das Arnold Schönberg Center in Wien zur Verfügung). Besonders die Chorpassagen – etwa die Stimme Gottes als Sprechchor, aber auch die Darstellung des Ringens um den Glauben zwischen Zweiflern und Befürwortern, die sich am Ende der Passage in der Spaltung des Chors äußert – sind wohl einzigartig in der Opernliteratur.
So viel zum Werk – aber ein paar Fragen zum Vertrieb:
Es stört mich nicht, und ich verstehe auch, dass die DVD direkt bei der Staatsoper 39,90 Euro, jedoch bei amazon.de nur Euro 27,90 kostet (versandkostenfrei) – man muss ja nicht in der Oper kaufen. Ärgerlich ist allerdings, dass über caiman amerika ein Preis von Euro 16,97 angeboten wird, was sich selbst inklusive der Versandkosten aus Florida auf nur 22,97 Euro beläuft.
Warum kostet eine ORF-Produktion im Verlag von arthouse (Deutschland) in den USA nur fast die Hälfte? Dahinter steht wohl eine Gewinnmaximierungspolitik auf Kosten der europäischen Konsumenten, denn es ist ja kein Einzelfall. Die Musikindustrie hält in Europa (fast überall) die Preise hoch, ja mit der Einführung der CD und erst recht der DVD wurden nochmals erhebliche Preissteigerungen durchgesetzt.
Man darf sich also nicht wundern, wenn Konsumenten, die endlich auch über soetwas wie weltumspannende Präsenz verfügen, den Weltkonzernen entgegenarbeiten und die neuen Technologien zur Umgehung der zu ihrem Nachteil betriebenen Politik quasi kartellierter Preise nutzen. Um die Rechte der Konsumenten ist es in diesem Ringen eher schlecht bestellt, mit dem – für die Ausbeutung einer monopolistischen Stellung eigentlich sachlich nicht wirklich heranzuziehenden – Urheberrecht soll dem Konsumenten die Möglichkeit zur (nachvollziehbaren) Gegenwehr genommen werden.
Hier stehen einander zwei Rechtsgüter gegenüber – das Recht auf private, nicht-kommerzielle Vervielfältigung und der breite Komplex des Urheberrechts. Leider hat die eine Seite eine starke Lobby und – noch immer – viel Geld, das sie in die Schlacht werfen kann.
Speziell bei der Musik aber steht es mittlerweile nicht mehr in den Sternen sondern eher schon als Menetekel an der Wand: es wird mit der Musikindustrie in dieser Form zu ende gehen – aber vielleicht noch nicht sofort.