Wer noch eines weiteren deutlichen Hinweises bedurfte, dass die gegenwärtige Klimadebatte in die Regionen des Quasi-Religiösen abgleitet, wo es weniger um die logische Haltbarkeit von Argumenten geht sondern um die Missionierung mit allen Mitteln, der kann sich ja am kommenden 8. Dezember um exakt 20 Uhr das Theater der Verfinsterung unserer Welt anschauen.
Von wem die Schnapsidee stammt, braucht nicht weiter erforscht zu werden. Tatsache ist, dass die ganze Welt aufgerufen ist, an jenem Tag zu eben jener Zeit für 5 Minuten alles Licht abzudrehen, um so ein sichtbares Zeichen gegen den Klimawandel zu setzen.
Nun, man soll ja Symbolismen nicht auf den Zahn fühlen, darunter verbergen sich meist Pulpitis oder apikale Parodontitis, welche nur duch Wurzelbehandlung zu kurieren sind – wobei es meist beim Versuch bleibt – radikale Extraktion wäre wirksamer und kürzer schmerzlich.
Das Einsparen von Energie ist die eine Seite: da braucht man nicht erst einen Klimawandel bekämpfen wollen, das legt allein schon die jährliche Abrechnung von Verbund & Co. nahe. Diese Art von Egoismus führt bei weitem zu besseren Ergebnissen als der ganze verquere Altruismus in der Klimadiskussion. Es ist ganz bestimmt so: höhere Energiepreise sind das Mittel erster Wahl, um uns zur Sparsamkeit zu erziehen. Allerdings dürfen diese Entscheidungen im Detail weder den Politikern noch den Umweltschützern überlassen werden – sondern sollten vom Markt entwickelt werden.
Die Einsparungen der fünf Black-Out-Minuten werden sich in unmeßbaren Dimensionen abspielen – solchen der Kleinheit nämlich. aber es geht ja auch bloß ums Symbolische:
Nachdenken ist nicht erforderlich, nur mitmachen erwünscht.
So schrieb Rudolf Taschner, Mathematiker, Autor schlauer Bücher, Selbstdenker, in der Presse vom 29.11. und setzte fort:
Die Verdunklung am 8. Dezember ist ein quasireligiöses Ritual. Noch dazu eines mit einer schwarzen Symbolik: Licht, das seit alters her Zeichen der Aufklärung war, hat zu erlöschen. Die ganz und gar diesseitige Gaia-Religion der Klimaaktivisten ist dunkel und dumpf, Rationalität ist ihr fremd. Der Nacht in den Häusern folgt die Nacht in den Köpfen.
Das exakt ist es, wovor man sich fürchten muss. Immer mehr Menschen berauschen sich an der gewaltigen Resonanz, die dieses mediale Getrommel erzeugt – ohne zu merken, dass der Resonanzraum dafür sich in erster Linie aus hohlen Köpfen bildet.
Was oft behauptet wird, ist schließlich wahr – dieses uralte Prinzip scheint man sich gezielt zunutze machen zu wollen: semper aliquid haeret, wie der Lateiner sagte: Irgendwas wird schon dran sein, der Wiener. Denn auch die absurdesten Behauptungen werden irgendwann so etwas wie einen Nukleus der Glaubwürdigkeit ausbilden, wenn sie nur andauernd wiederholt werden, egal, ob es sich um Vorwürfe der Brunnenvergiftung oder Hostienschändung oder eben um die menschenverursachte Klimakatastrophe handelt.
Dass in dieser Diskussion der Strohmann geprügelt wird, der moderne Mensch in seiner Lebenswelt, anstatt über die Behauptungen zu diskutieren, wir bewegten uns außerhalb der Natur und handelten gegen einen Plan und eine Verantwortung, ist das wirklich perfide. Das ist so, als wollte man Ausschreitungen bei Fußballspielen damit ignorieren, dass man ja schließlich den Leuten nicht den Sport verbieten könne. Das eine ist so wenig Teil des anderen wie jenes im Umkreis der Problematik überhaupt zum Tragen kommt.
Wir könnten der Vergeudung von Energie Einhalt gebieten – allein, das hat mit unserem Geldbörsel zu tun und nicht mit irgendwelchen globalen Klimaspinnereien. Und wir könnten etwas bessere Luft brauchen, etwas weniger Individualverkehr in unseren Städten, ja – aber dieses Verlangen ist einzig ästehtischer Natur.
Zivilisation muss Zivilisationskrankheiten mit sich bringen, das geht unvermeidlich Hand in Hand auf der globalen Skala; auf individuellem Niveau kann man versuchen, vorzusorgen, doch die Crux aller Statistik ist es, dass sie in Summe womöglich signifikant ist, doch auf den einzelnen so gut wie niemals zutrifft. Das vermeintlich gesunde Leben mag der Volksgesundheit nutzen, ein Garant für langes Leben des Individuums ist es nicht. Man nennt das auch pathetisch Schicksal, wissenschaftlich müßte man es Zufall nennen: dass es nämlich gerade X mit Krebs trifft im 46. Lebensjahr, und Y trotz heftigen Rauchens hundert Jahr‘ alt wird. Denn: in der Steinzeit starben viele Leute an Steinzeitkrankheiten, heute sterben viele von uns an Zivilisationskrankheiten. Sollen wir deswegen die Zivilisation zurückdrehen? Nebbich!