Beim Festival Spot On Jiddishkeit im Wiener Konzerthaus nahm sich der in Südafrika geborene Violinist Daniel Hoppe der getöteten Kunst an, Werken jener Komponisten, die durch die Konzentrationslager der Nationalsozialisten gingen – und sich samt und sonders in der Teufelsmaschinerie des Holocaust verloren.
Ihre Musik ist kraftvoll, unsentimental und kompromisslos. Jede Note zählt – diese Männer komponierten im wahrsten Sinne um ihr Leben.
Hoppe erzählte denn auch von Erwin Schulhoff, Gideon Klein, Zikmund Schul und anderen – und spielte sie, teils im Duo mit der Cellistin Josephine Knight.
Erwin Schulhoff’s Sonate für Violine solo, zwar noch geschrieben in Freiheit Jahre vor der Machtergreifung der Nazis, macht dennoch deutlich, welche Kraft und welches musikalische Schaffen da vor der Zeit und gewaltsam zu Ende gebracht wurde. Auch sein Duo für Violine und Violoncello, das den Abschluss bildete, gehört unter die Meisterwerke der Kammermusik des Zwanzigsten Jahrhunderts überhaupt.
Gideon Klein schrieb viel Musik noch in Theresienstadt – einer der Motoren der Produktion kultureller Signale des Überlebenswillens im Abgrund. Sein Duo für Violine und Violoncello strotzt zugleich vor Kraft, wie es sichtlich und hörbar im Bemühen steht, seinerseits Kraft und Trost zu geben, Heiterkeit zu spenden – bis es abrupt endet. Klein vermochte es nicht mehr zu vollenden: was dem Konzert einen Moment bescherte, in dem der Hauch des Ungeheuerlichen aus der Geschichte ins den Mozartsaal wehte.
Ganz aus dem Geist ungebrochenen Lebensmuts schöpfte Zikmund Schul, der gleichfalls in Theresienstadt schrieb. Seine Chassidischen Tänze für Violine und Violoncello scheinen so gar nicht in diese Welt des Schreckens zu passen – und sollen wohl deshalb uns heutige gemahnen, um wie lebendige, blutvolle Menschen es sich bei jenen handelte, die von den Nazis einfach der Vernichtung anheimgegeben wurden.
Als Mittelstück spielte Hoppe eine eigene Bearbeitung für Violine solo des Kaddish von Maurice Ravel – aus den Deux mélodies hébraiques -, ein eindringliches Stück, das wohl aus Zeit und Kontext fällt, aber seines tiefen Eindrucks wegen dennoch den zentralen Platz zu Recht erhielt.
Eben sind die ersten 6 CDs einer auf 24 Volumes angelegten Encyclopedia of Music composed in Concetration Camps des Pianisten, Dirigenten und Musikhistorikers Francesco Lotoro erschienen – mehr bald hier.