Wird es möglich sein, das Fernsehen so klein zu kriegen, dass es auf ein Device passt? Sie wissen schon: Handy, Organizer – alles, was ein winzig‘ Schirmchen sein eigen nennt. Es soll ja der neue große Trend im Fernsehen werden.
Die Idee ist natürlich bestrickend: solche Bildschrime trägt jetzt schon jedermann andauernd freiwillig mit sich herum. Ergo ist es kein ausladender geistiger Griff, darauf auch jene Dinge zu spielen, die sonst über Bildschirme flimmern. Das Fernsehen muss ubiquitär werden, denken die Fernsehmacher. Ausserdem denken andere das gleiche, die künftigen Provider von DVB-H. Denn natürlich wird es rasend viel Geld zu verdienen geben. Oder? Zur Fussball-EM 2008 in Österreich und der Schweiz soll es auch bei uns flächendeckend soweit sein.
Wir können im Fernsehen eine recht deutliche Entwicklung zu immer größeren Bildschirmen beobachten. Auch die langsame Anpassung der tatsächlichen Sendenorm auf 16:9 und HDTV weist in diese Richtung. Bessere Qualität, mehr Fläche – diesen Trends kann ich folgen.
Woran ich absolut nicht glauben will und kann, ist ein Trend zur Handteller-Glotze:
- Man kann das gleiche Bild wie im Standardfernsehen darauf nicht wirklich erkennen – wer soll das wollen? Beim Fussball, der derzeit anlassbezogen als Killer-Applikation gehandelt wird, dürfte es schwer werden, überhaupt das Balli zu sehen!
- Man muss also spezielles Programm für Handy-TV produzieren: Länge und Bildsprache der Programme sind keineswegs mit den Formaten für Standard-TV kompatibel, wobei letztere sich zweifelsohne in Richtung 16:9 und bald auch HDTV entwickeln werden
- Separater Content (das Zauberwort) wird folglich zusätzliche Produktionskosten nach sich ziehen – das Geschäftsmodell duplizierter Content auf allen Plattformen wird nur bedingt funktionieren: zusätzliche Aufwände wollen bezahlt werden
- Zusätzlich wollen auch die Provider kassieren – aber warum soll der Programmnutzer zweimal zahlen: an den Hersteller des Contents und an den Übertrager der Bits?
- Tragbares Fernsehen gibt es in Gestalt des Watch-Man von Sony seit den 80er Jahren; im Freien konnte man damit ganz passable Ergebnisse erzielen – alte analoge Zimmerantennen lieferten zum Teil auch keine tolleren Bilder. Durchgesetzt hat sich das Bedürfnis, überall glotzen zu können, aber nicht.
Dieselbe Diskussion hatten wir beim Internet schon vor Jahren, und es hat sich keineswegs durchgesetzt, Video über Internet zu gucken – vielleicht kommt das allmählich als IPTV in Gang, es ist aber auch zu bezweifeln. Vor allem darf man dabei nicht unterschätzen, dass es sich dabei nicht um Internet-Fernsehen handelt, sondern um traditionelles Fernsehen über die gleiche Leitung wie Internet.
Ich bekenne: ich glaube absolut nicht daran, dass Fernsehen auf Handhelds eine Zukunft hat. Nicht mit diesem Geschäftsmodell: Bei der letzten Fussball-WM steckte das Hinterzimmer meines Stammwirtshauses zu allen Spielen gerammelt voll mit Leuten, die weder vorher noch nachher je wieder dort gesichtet wurden – und das alles nur, weil der Wirt eine Großbild-Leinwand mit Projektion eingerichtet hatte.
Das wird wieder mal ein gigantisches Fehlinvestment. Wie UMTS.