Im griechisch dominierten Syrien des 3. Jahrhunderts v.u.Z. entsteht das spoudogeloion als literarische Gattung: in direkter Übersetzung könnte man die Schriften ‚scherzernst‚ nennen. Denn der Begriff der ursprünglich römischen Satire trifft keineswegs den Kern der Sache. Das spoudogeloion ist eine poetologisch viel freiere Form, die in den menippeischen Urwerken der Gattung vorherrschende Mischung aus Versen und Prosa ist in den hellenistischen Nachfolgern weniger stark ausgeprägt.
Insbesondere Lukian von Samosata (im 2. Jahrhundert v.u.Z.) hat mit den Hetärengesprächen, aber auch mit dem Symposion Meisterwerke der Gattung hinterlassen.
Seine Methode besteht in der ironischen Verwirbelung von Wahrheit und Lüge, von Unschärfen der Logik und einer bis zum Aberwitz gesteigerten Fokussierung auf die „letzte Frage“ nach der Möglichkeit zur Erkenntnis.
Unter den Modernen hat gerade auch James Joyce (im Ulysses zur Perfektion getrieben) diese Methode poetisch nutzbar gemacht und ein Bündel komplexer Erzählstränge auf die Frage nach der Erkenntnisfähigkeit und der Wahrheit zugespitzt – in Gestalt des recht unverbildeten Leopold Bloom, der um die Begrenztheit menschlicher Erkenntnisleistung weiß.