Das RSO ist – wiewohl durch die leidige Gesamtsituation beim ORF existenziell bedroht – einer der hervorragenden Klangkörper dieses Landes. Und eines der großen Symphonie-Orchester, die sich mit mehr als nur kleinen, verträglichen Anteilen am Programm der Neuen Musik verschrieben haben. So kommen mit hoher Konstanz auch Werke neueren Datums ins Konzert. Dass man dabei nicht immer eine glückliche Hand beweist, ist wohl ein Zusammenhang, der sich aus eben der gesteigerten Häufigkeit ergibt.
Die Erstaufführung des Kreuzweg unseres Herrn und Heilandes op. 52 von Thomas Daniel Schlee ist ein solcher Fall: das Werk ist eindeutig verzichtbar, da wenig geistreich, mit schlechtem Verhältnis zwischen musikalischem Material und Länge. Und endlich: warum bleibt das Werk nicht in der Kirche? Stefan Palm quälte Orgel und Publikum, auch der Komponist war anwesend. Dafür ist Bertrand de Billy nicht gerade enthusiastisch zu danken. Und als hätte er um diese Schwächen – bis hin zum Nervtötigen im Orgelgebraus‘ – gewusst, hat er es gut verpackt zwischen Beethoven und Strauss.
Dem Violinkonzert von Ludwig van Beethoven kann man indes keinerlei Makel nachsagen. Solist Frank Peter Zimmermann spielte es mit hörbaren Anklängen an den guten alten Wiener Witz, vergass darüber aber nie, die Übergänge ins Schwierige und zurück aus diesem hervor überzeugend zu meistern.
Als Zugabe spielte Zimmermann die Variationen auf God save the Queen von Nicolò Paganini, ein wahrlich hoch gekünsteltes Stück Virtuosenliteratur – dabei durchaus witzig.
Nach dem Orgelgraus dann Richard Strauss: zu populären Ehren gekommen ob seiner viel und gern auch ausserhalb des ernsten Musikbetriebs gespielten und gebrauchten Einleitung, intonierte das RSO den Zarathustra op. 30 kraftvoll und mächtig. Doch gerade die einzelnen Sätze, die weitaus weniger populär und auch weniger eingängig sind, erwiesen sich als wahre Domäne von de Billy und seinen Musikern.