Ein vergleichsweise heisser Karsamstag – und in der Oper sitzen? Das ist in der Tat eine der wenigen Gelegenheiten, bei denen man es zaghaft bereut, lang voraus eine Karte gekauft zu haben…
Das Gute aber: es ist ein Oratorium und noch dazu ein kurzes – nach nicht einmal 70 Minuten ist der Spass vorbei. Und in der Tat, ein Spass ist’s gewesen – oder besser: ein Genuss.
Das Theater an der Wien setzt in seiner Serie konzertanter Aufführungen feiertagsbedingt auf die Giuditta von Alessandro Scarlatti – ein Oratorium auf die biblische Geschichte von Judith und der Enthauptung des Holofernes; altbekanntes Zeug also. diese biblischen Geschichten machen am meisten her, wenn sie zu barocker Musik italienisch gesungen werden. Man braucht ja nicht ins Textbuch zu guecken…
Für originalen Genuss bürgt dabei der Römer Rinaldo Alessandrini mit dem Concerto Italiano, einem der wichtigsten italienischen Ensembles im Originalklangbetrieb. Ausgefallen ist jedoch die kleine Besetzung, die Scarlatti dem Werk gibt: zwei Violinen, Bratsche, Cello und Kontrabass bei den Streichern, zwei Theorben und Cembalo im Continuo sowie – anstelle der Bläser – eine Orgel.
Entsprechend luftig und leichtfüßig springt dann auch die Musik des Neapolitaners einher – solistisch geprägt und in weiten, luziden Bögen, fein gesponnene Melodien und verhaltene Tutti. Es geht bei dieser Besetzung auch kaum anders.
Gesanglich ist das Werk für drei Stimmen ausgelegt: die Giuditta singt die in Modena geborene Sopranistin Anna Simboli, ihre Amme Nutrice der argentinische Countertenor Martin Oro – hier am Hause schon zu hören in Vivaldis Armida und jüngst in Pergolesis L’Olipiade, die ich leider versäumt habe – und Tenor Luca Dordolo den Oloferne.
Als es dann allzu plötzlich aus ist, bedauert man direkt, dass es nicht länger dauern durfte. Draußen tobt ein herrlicher Frühsommerabend, nicht mal kühl hier in der Stadt.
Zum Nachhören gibt es La Giuditta auch in einer Einspielung von Martin Gerster mit Le Parlement de Musique:
Hier wird die Titelrolle von der glänzend disponierten Celine Ricci gesungen – himmlisch!