Aus Londoner Tagen

Haydn’s späte Symphonien – namentlich die Londoner – sind bereits reife Werke der Klassik. Der Begründer der neuen Symphonik und Experimentator schrieb sich in seinen letzten Jahren nicht nur von Erfolg zu Erfolg beim britischen Publikum, er hinterließ eine Reihe von Werken, die zum Großen in der Symphonik gehören, auch wenn viele Jahre lang im Konzertgeschehen eher Beethoven oder Mozart im Vordergrund gestanden waren und Papa Haydn etwas geringschätzig behandelt wurde.

Es sind weniger die vielen kleinen Ideen und sogar Gags, die ihn sympatschi machen. Es ist ein konsequentes Erobern neuen Terrains, das die Reihe seiner über 100 Symphonien durchzieht. In der Londoner Zeit hatte Joseph Haydn sich bereits einen musikalischen Kosmos geschaffen, der erst vom späten Beethoven wieder erreicht wurde – und dann längerhin von niemandem mehr.

Marc Minkowski und die Musiciens du Louvre – Grenoble spielten ihren Haydn trocken, ganz ohne die leichten Verschmierungen, die man gemeinhin mit einem irgendwie Wiener Stil zu verwechseln sich angewöhnt hat, und man ist durchaus geneigt, Minkowski die Bemühung um historische Genauigkeit zu glauben.

Gespielt wurden die Symphonie D-Dur Hob. I/96 „The Miracle“ (1791), die Symphonie Es-Dur Hob. I/103 „Mit dem Paukenwirbel“ (1795) und die Symphonie D-Dur Hob. I/104 „Salomon“ (1795). Kleine aber sympathische Eigenheit: der Paukenwirbel wurde gleich als Einleitung sozusagen nach vorne an den Beginn der Symphonie Nummer 103 dupliziert.

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