Wenig Feuer in der Siebten

Es gäbe Werke von Charles Ives, die wohl geeigneter wären, einen Abend mit Mahlers Siebenter zu komplettieren, als es die durchwegs banalen bis gediegen langweiligen Three Places in New England, die auch in ihrer schwelgerischen Zitierung populärer Musikkultur von Walzern und Märschen bis zum Ragtime wenig zu überzeugen vermag – nicht umsonst hat Mahler selber sich um die Aufführung von Ives‘ dritter Symphonie 1911 in Wien bemüht.

Dirigent Jonathan Nott stellt in seinem Konzert der Bamberger Symphoniker Ives – sozusagen in Befolgung des Mottos des diesjährigen Festwochen-Musikfests Mahler und Amerika – neben die äußerst komplexe Symphonie No.7 e-moll von Gustav Mahler.

Mahler hat sich an seiner Siebten ungewöhnlich lange abgemüht – schon im Sommer 1904 konnte er zwei der drei mittleren Sätze komponieren, auch der Kopfsatz gelang im Gefolge der Sechsten. Doch das neue Werk sollte sich – wie Jahre zuvor seine Dritte – als Manifestation großer Umbrüche im musikalischen Denken des Komponisten herausstellen.

Die beiden Ecksätze haben mit den drei Mittelsätzen und ihrer melodischen, die Verwandtschaft zu den Liedern aus dem Wunderhorn-Zyklus nicht verbergenden Gestaltung wenig gemein, aber auch zwischen Kopf- und Finalsatz finden sich keine motivischen Klammern – ganz anders als im Programm der vorhergehenden Symphonien, da Mahler sich um verstärkte Verklammerung innerhalb der Strukturen bemühte.

Die Umsetzung durch die Bamberger ist mustergültig, wenn auch hörbar weniger Feuer brennt als in der Sechsten der San Francisco Philharmonics unter Michael Tilson Thomas, die erst am Montag am gleichen Ort zu hören war. Gerade die in Mahlers Partitur tragenden Blechbläser zeigen neben präziser Phrasierung stellenweise Unsicherheiten im Timing.

Beim Wiener Publikum, das gern und viel klatscht, ist nicht recht zu differenzieren, ob der überbordende Jubel der Interpretation – was in diesem Fall weniger gerechtfertigt wäre – gilt oder mit mehr als einem Jahrhundert Verspätung dem Werk… Immerhin scheint sich die Stadt inzwischen mit ihrem zu Lebzeiten wenig geliebten Hofoperndirektor auch als Komponisten angefreundet zu haben.

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