Die akademische Philosophie scheinen seit einigen Jahren gröbere Existenzängste zu plagen: und das ist gut nachvollziehbar, greift doch die Neurobiologie – als Wissenschaft der Erforschung von Gehirn und Sinneswahrnehmung – in eine Kerndomäne der spekulativen Philosophie ein: wenn sich wissenschaftlich klären ließe, wie Wahrnehmung funktioniert, wie Entscheidungen im Gehirn funktionieren, […]
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Manche Philosophen brauchen neue Sprachen, um ihre Gedanken auszudrücken. Das legt den Schluss nahe, dass sie nicht in der herkömmlichen Sprache denken können. Oder wäre etwa einfach die Sprache nicht ausreichend für die Komplexität der Philosophie? Nicht präzise genug, ein Alltagsding, das für die hohen Anforderungen des philosophischen Diskurses nicht […]
Das RSO ist – wiewohl durch die leidige Gesamtsituation beim ORF existenziell bedroht – einer der hervorragenden Klangkörper dieses Landes. Und eines der großen Symphonie-Orchester, die sich mit mehr als nur kleinen, verträglichen Anteilen am Programm der Neuen Musik verschrieben haben. So kommen mit hoher Konstanz auch Werke neueren Datums […]
Ausgerechnet die Bamberger Symphoniker kommen nach Wien, um uns die Quintessenz unserer zweiten Klassik zu präsentieren: Dirigent Jonathan Nott brachte ein Programm mit, das von den Wurzeln in Schönbergs Klavierstücken bis in die rhythmischen Ausbrüche in Bartóks Konzerten führte. Einleitend spielte Pierre-Laurent Aimard die Drei Klavierstücke op. 11 von Arnold […]
Haydn’s späte Symphonien – namentlich die Londoner – sind bereits reife Werke der Klassik. Der Begründer der neuen Symphonik und Experimentator schrieb sich in seinen letzten Jahren nicht nur von Erfolg zu Erfolg beim britischen Publikum, er hinterließ eine Reihe von Werken, die zum Großen in der Symphonik gehören, auch […]
Mit der gemächlichen, sich erst allmählich steigernden Passione (Hob. I/49) von Joseph Haydn eröffnete Bertrand de Billy einen Abend, der eine seltsame Kontinuität über doch fast zweieinhalb Jahrhunderte präsentierte. Mit dem kleinen Klangkörper des klassischen Orchesters wirkte Haydns Komposition fast kammermusikalisch. Gerade das Adagio könnte auch, dünner besetzt, in einem […]
Gedenkjahre haben ja die nicht unerwartete Eigenheit, von ihren Jubilaren auch dies und das zutage zu fördern, das sonst nicht im Fokus des Interesses steht – manchmal geht das sogar so weit, dass echte Perlen dem Vergessen entrissen werden können. Joseph Haydn hat 1775 sein erstes Oratorium Il Ritorno di […]
In seiner eigenen Laufbahn hat Benjamin Britten – zu sehr ungelegener Zeit: 1942 – die Verweigerung des Wehrdiensts durchgefochten. So ist ihm zeitlebens der Pazifismus ein auch künstlerisches Anliegen geblieben. Der Figur des Owen Wingrave, der ursprünglich aus einer Erzählung von Henry James stammt, hat Britten in der gleichnamigen Oper […]
Das stellte schon der griechische Philosoph Heraklith fest – vor über zweieinhalb tausend Jahren. Ich konnte es heute feststellen: im Konzerthaus, bei der Matinee der Wiener Philharmoniker unter dem recht legeren Daniele Gatti. Aber nicht der Dirigent des Tages hat es heute diesem vornehmlich besten Orchester der Welt angetan, sondern […]
Was liegt näher, als – jenseits einer revisionistischen Aufrechnung der Opferzahlen gegeneinander – die großen Verbrecher des Zwanzigsten Jahrhunderts in einer gemeinsamen historischen Betrachtung in Beziehung zu stellen? Dieses heikle Unterfangen wurde schon mehrfach versucht. Dem aktuellen Ansatz, den Robert Gellately in Lenin, Stalin und Hitler: Drei Diktatoren, die Europa […]