Im Zyklus Quartette International des Konzerthauses gastiert heute das Londoner Belcea Quartet im Mozartsaal – mit einem sehr klassischen Programm.
Anton von Webern hat seinen Langsamen Konzertsatz von 1905 zu Lebzeiten niemals aufführen lassen, ist er doch ganz und gar in der Spätromantik verankert und ein musikalisches Zeichen einer sterbenden Epoche. Ein verzichtbares Werk, auch in der liebevollen Interpretation der vier Londoner.
Beim Dissonanzen-Quartett KV 456 von Wolfgang Amadé Mozart fragt man sich unweigerlich jedesmal, ob man es tatsächlich mit einem Mozart und einem Werk aus dem 18. Jahrhundert zu tun hat. Der Kopfsatz beginnt nicht nur mit den namensgebenden Dissonanzeffekten sondern in einer stark rhythmisierten Akzentuierung, die dezent schon auf Strawinski voraus zu weisen scheint. Nur dass Mozart dann ins eher Klassische abbiegt und ein bravouröses aber seiner Zeit gemäßes Stück Quartettliteratur abliefert.
Das Belcea Quartet spielt seinen Mozart mit jener unbedingt nötigen Spröde, die gerade das Dissonanzen-Quartett davor bewahrt, nach anfänglichem Schockieren in pickiger Süße zu ersticken.
Nach der Pause steht Franz Schubert auf dem Programm: das Streichquartett G-Dur D 887 ist gleichfalls ein Stück, das dringend nach Sprödheit im Ton ruft, denn was Schubert an handwerklichen Rafinessen hinter Mozart nach steht, türmt er in Stimmenüberlagerungen aufeinander, die aber keinesfalls zu süßlichen Verflechtungen auswachsen dürfen. Insoferne haben die Musiker um Violinistin Corina Belcea-Fisher den schädlichen Geist des Biedermeier meisterlich beiseite gelassen.
Und selbstredend verstehen sie es auch, mit Beethoven zu begeistern: als Zugabe wählen sie die Cavatina aus op. 130. Nun bin ja kein Freund stückchenweiser Aufführung – schön aber war’s schon.
In einer älteren Aufnahme gibt es das Dissonanzen-Quartett auch zum Nachhören: