Posaunenvirtuose Bertl Mütter hat nicht nur Mahler im Repertoire: er hat sich im Dezember 2005 auch mit Franz Schubert und seiner Winterreise gewohnt kreativ auseinander gesetzt.
Die CD scheint nicht mehr im Handel zu sein – bleibt nur, sie second hand zu besorgen. Es zahlt sich aber aus!
Bei allem Respekt vor dem Kunstlied ist doch der Lieder-Schubert so ziemlich das Unerträglichste in der gesamten klassischen Literatur, wenn man einmal leichte Musen wie Lanner und Consorten gar nicht erst zulässt.
Hier wandert nicht der Müller, rauscht kein Bach und klappert keine Mühle – Mütter bedient sich an den Versatzstücken mit genau so wenig Respekt, wie sie nötig haben: er ist ein Meister der Dekontruktion, des Zerlegens und neu Zusammenbauens von Althergebrachtem, wie er ganz außerordentliche Fähigkeiten im Umfang mit dem Instrument Posaune entwickelt hat.
Dabei kommt der Improvisator Bertl Mütter dem dichtenden Müller näher – dem Dichter des Winterreise-Zyklus namens Wilhelm Müller, der seinen Band unter dem Titel Sieben und siebzig Gedichte aus den hinterlassenen Papieren eines reisenden Waldhonisten herausgab. Nicht ohne Hintersinn all das, wie dieses Kernstück des Biedermeier an Schubert vorbei zurückkehrt in die Arme des Dichters – und ins Blech!