Ein kräftiges Lebenszeichen von der britischen Oper

Ein musikalisch wirklich dichtes Stück, ein kräftiges Lebenszeichen der gemeinhin auf Purcell und Britten reduzierten britischen Oper, klein besetzt und doch mit großer Wirkung: die Kammeroper Wien setzt ein Stück des kompositorischen Autodidakten Harrison Birtwistle aufs Programm: The Io Passion.

Inhaltlich ist das Werk eine mehrschichtige Überlagerung von Mythos, Psychologie und Sexualität, von Vergangenheit und Gegenwart – ein Paar weilt am Ort der antiken Mysterien in Lerna – und alles wiederholt, verschiebt, verwebt sich. Frau und Mann sind dabei jeweils dreifach besetzt (eine und einer davon in Sprechrolle), was man jetzt unterschiedlich deuten kann, etwa als drei Farben oder drei Alter, wie es das Begleitheft tut.

Bedeutsam ist weder die Handlung noch die szenische Umsetzung – der Kammeroper gebricht es wie stets am Budget, doch im Gegensatz etwa zum Serapions Ensemble, bei dem genauso wenig Geld in der Kasse ist, leider auch an Ideen. Daher zur Umsetzung kein Wort.

Gut besetzt die durchweg junge Sängerriege: die zwei Sopranistinnen Jennifer Davison – eindringlich und stimmlich präzise wie schon in Haydn’s Pescatrici – und Barbara E. Schedel – keck im Spiel, wunderbar ausdifferenziert im Gesang.

Solide singen auch die zwei Herren Bariton Hans Göning – auch schon gehört in der Gespenstersonate und wiederum lobenswert – und Bassbariton Rupert Bergmann.

Birtwistle hat seine Kammeroper für ein um die eher exotische BassettklarinetteBernhard Pfaffelmaier – erweitertes Streichquartett eingerichtet:

  • Silvia Iberer, Violine I
  • Annette Mittendorfer, Violine II
  • Rita Cuda, Bratsche
  • Christof Unterberger, Cello

Die musikalische Leitung hat wie meistens in den Produktionen der Kammeroper Daniel Hoyem-Cavazza.

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