Blutrot muss Elektra tragen

Am Vortag Daphne, heute Elektra – man kann schon Glück auch haben. Das allerschönste in beiden Fällen: nicht ganz zwei Stunden ohne Pause. Ich konnte mir also an zwei Abenden in der Oper das überwiegend vertrottelte Publikum ersparen. Auch was wert.

Agnes Baltsa (die von der Schuld und ihren Dämonen umgetriebene Klytämnestra) meisterte ihren einen Auftritt mit gewohnter Bravour und Bellezza – wenn man auch den Akzent immer noch hört, wenn ihre eigenwillige Betonung der strauss’schen Gesangsmelodie querläuft – und Deborah Polaski als rasende Agamemnons-Tochter und Titelfigur: sie bringt glaubhaften Wahnsinn, tiefste Verzweiflung und einen Racherausch auf die Bühne, der sich (in Blut) gewaschen hat. Natürlich dankt sich das dem Text von Hofmannsthal; aber gerast hat schon die Polaski!

Ein präzises Spiel und der Modernität in der Strauss’schen Partitur verpflichtetes Dirigat von Peter Schneider: man freut sich jede Minute.

Die Inszenierung von Harry Kupfer und das kolossale Bühnenbild von Hans Schavernoch legen nahe, dass die immer wieder im Repertoire der Staatsoper auftauchenden echt faden und mopsigen Interpretationen (man nenne nur den Paradelangeweiler Otto Schenk) den langen Zeitläufen des Repertoires geschuldet seien – und dass vielleicht doch noch Hoffnung auf Besserung besteht. Wenn auch in äonenlangen Zeitläufen.

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