Nun feiert ja der Bochumer Theaterdirektor, Wiener Burgtheater-Erretter und nunmehrige Berliner Brecht-Nachfolger Claus Peymann seinen Siebziger. Das begehen sogar ORF und 3Sat mit – progammgleichen – Konserven. Ich hatte schon befürchtet, Thomas Bernhard’s „Claus Peymann kauft sich eine Hose und geht mit mir essen„) niemals wieder zu sehen. Beim letzten Mal hat dieser *!#-ORF so viel Verspätung zusammengebracht, wahrscheinlich mt irgendeiner vollkommen überflüssigen Diskussionssendung, dass ich die letzten Minuten nicht mehr auf der Festplatte hatte – trotz wie ich dachte angemessener Nachlaufzeit. Diesmal passiert mir das garantiert nicht!
Man muss jetzt dem ORF lassen, dass sie abseits ihres Quotendesasters auch einige (wenige) wirklich gute Programme spielen, spät zwar, aber das stört meinen PVR nicht wirklich.
Das führt mich dazu, auf einen anderen Programmanbieter hinzuweisen, bei dem Qualität von jeher in höheren Ehren steht, als beim rapide verkommenden ORF: derStandard.at bringt seit Jahren die Dramolette von Antonio Fian – der schon lange vor dem Hype der Blogosphäre so etwas ähnliches betrieben hatte, indem er seine in Dialoge und Gespräche gefaßten Kommentare zum Alltag in schöner Folge dem Standard zum Abdruck gab.
Da dankenswerter Weise der Standard seinen gesamten Content auch online bereit hält, sind wir noch heute in der Lage, einige der Highlights nachzulesen:
- die FAZ-Online-Umfrage betreffs Peter Handke und seine Würdigkeit für den Heine-Preis
- jener fast an Karl Krausens Dialoge zwischen dem alten Abonnenten und dem ältesten Abonnenten der Neuen Freien Presse gemahnende Dialog zwischen zwei Österreich-Lesern an der vorweihnachtlichen Punschhütte
- des Kundesbanzler Busengauers Gratulation an André Heller aus jüngerer Zeit
Leider nicht im Standard erschienen – und damit für die bildschirm-lesende Nachwelt wahrscheinlich verloren, ist jene Folge, in der Michael Köhlmaier das österreichische Telefonbuch liest. Da bleibt uns nur, sie als legendär in Erinnerung zu behalten.
Antonio Fian betreibt eine literarische Form, die nicht bloß auf das Theater ausgerichtet ist – wiewohl einige seiner Dramolette auch schon mit enormen Erfolgen zu Aufführungen kamen -, sondern stellt sein persönliches Logbuch in Dialoge. Er bloggt sozusagen in Dramen.