Der Karfreitag, die Kirchen und die Frechheit

Ach ja: da ist er wieder: der Karfreitag. Nicht dass mich das kümmern würde – in zweierlei Hinsicht. Natürlich kümmere ich persönlich mich nicht um sowas; und es kümmert mich auch nicht, was andere tun, da möge jeder nach seiner Facon glücklich und von mir aus sogar selig werden. Solange sie mich damit in Ruhe lassen. Dabei stört mich noch nicht einmal, dass der ORF den Karfreitag zum Anlass nimmt, mir gleich in aller Frühe im Morgenjournal eine aktuelle Reportage zur Lage der Kirchen in Österreich reinzuwürgen. Nun ja, irgendwen interessiert das bestimmt.

Aber hören tut man’s dann halt doch: und höre, da denken die Herren Bischöfe laut über eine Kultursteuer nach.

Frappant ist dabei: mit Kultur meinen sie sich selber. Die Kultursteuer sollte den jetzigen Kirchenbeitrag ersetzen – und natürlich für alle gelten, auch für all jene, die aus sämtlichen Religionsgemeinschaften ausgetreten sind. Weil es nämlich ungerecht sei, dass die einen zahlen und die anderen nicht, oder so. Aber meiner bescheidenen Meinung nach gilt das für alle Vereinsbeiträge. Es müssen ja auch die Nicht-Bridgespieler zum Glück noch keine spezielle Bridgesteuer für die einschlägigen Vereine zahlen… Unter Kultur liefe das mindestens genau so gut.

Kirchen und Religionsgemeinschaften sollten sich selber erhalten. Wenn ihnen das Geld ausgeht, könnte ihnen das ja als Anregung dazu dienen, ihre Existenzberechtigung zu überdenken. Staatliche Förderung – und schon gar nicht eine Zwangssteuer für alle – ist für so etwas ganz einfach indiskutabel. Der Freidenkerbund kriegt ja auch keine eigene Steuer.

Ja, aber!!! Selbstredend geht es da nicht um die Religionsgemeinschaften, nein. Wie der Name Kultursteuer schon sagt, geht es um die Finanzierung des jahrhundertelangen Kulturbeitrags der mehrheitlich christlichen Religionsgemeinschaften und dessen kostspielige Erhaltung. Da können einem die Kirchen ja fast leid tun.

Ich für meinen Teil habe mir schon etliche imposante Dombauten angeschaut: in Paris, in Chartres, in Köln, in Florenz – ja: auch in Rom – und sonst noch wo zwischen Kapstadt und Stockholm… Bisweilen war Eintritt zu zahlen, bei manchen auch nicht. Viele Kulturschätze der Kirchen sind nur gegen Gebühr zu sehen.

Was aber wichtiger ist: Es gibt wirklich viele beeindruckende Bauten darunter – verglichen mit denen erscheint mir der Stephansdom geradezu mickrig. Da wäre also nicht unbedingt schad drum – soll heissen: wer ihn erhalten will, kann ja was einwerfen. Und: man könnte die Verantwortung ja getrost den Habsburgern und Babenbergern umhängen: schließlich haben die es ja verabsäumt, Wien mit einem bedeutenderen sakralen Bauwerk zu schmücken.

Der Herr Bischof hat schon recht: so eine Kultursteuer wäre politisch nicht durchsetzbar. Damit ist sie eine der wenigen Belastungen, die vermutlich eher sicher nicht auf uns zu kommt. Aber allein der Ansatz ist eigentlich eine Frechheit. Aus diesem Grund allein ist schon das Volksbegehren gegen Kirchenprivilegien zu unterstützen.

Andererseits: natürlich ist der Karfreitag dafür genau der richtige Tag. Das illustriert wieder einmal, dass es mindestens genau so zentral ums Geld geht wie um irgendwelche Inhalte. Man fühlt sich schon sehr an die Disputationen in Umberto Ecos Name der Rose erinnert: hatte nun Jesus einen Geldbeutel, oder nicht? Wer das alles ernst nimmt, ist zweifellos selber schuld. Insoferne: Amen – und basta!

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