Die Wiener Kammeroper am Fleischmarkt hat sich auch heuer wieder eines Bühnenwerks von Joseph Haydn angenommen. Ein hübsches kleines Meisterwerk, das obendrein den Ruf geniesst, es sei die erste durchkomponierte Oper der Geschichte, ist die azione teatrale nach einem Libretto von Pietro Metastasio L’isola disabitata, die der Komponist selbst eine Operett‘ nennt.
Spannend ist ferner, dass Haydn hier entgegen den Usancen der italienischen Oper seiner Epoche mit Erinnerungsmotiven arbeitet. Gemeinsam mit den durchwegs auskomponierten Rezitativen und dem komplexen Schlussquartett in der Fassung von 1802 ergibt das ein kurzes aber sehr dichtes, musikalisch eng verwobenes Stück für nur vier Sänger.
Großartig die griechische Mezzosopranistin Eleni Vouvouraki als Costanza, jugendlich frisch auch die Belgierin Chiara Skerath als ihre Schwester Silvia. Beide jungen Frauen singen und agieren mit viel Schwung und natürlichem komödiantischem Talent. Daneben wirkt der Enrico des Wieners Sebastian Huppmann – der hier im Haus schon in Haydn’s Pescatrici auf der Bühne stand – ein Wenig eckig, wohl aber ausgezeichnet gesungen. Am schächsten noch der junge slowakische Tenor Juraj Holly als Gernando.
Das hauseigene Orchester unter Daniel Hoyem-Cavazza hat ja schon mehrfach bewiesen, dass es sich auf Haydn prächtig versteht – so gelingt auch diese Aufführung zum Gustostückerl.