Was kann Nelson Freire für den Schumann? Es ist zu hören: nichts. Der Pianist wird des Komponisten Herr, was bei Robert Schumann zugegebenermaßen einfacher klingt als es zu spielen ist. Seine Schwächen offenbaren sich regelmäßig in der großen Form: ihm fällt zum Orchester nicht genug ein, er instrumentiert etwas zu simpel – was speziell bei den Bearbeitungen seiner Symphonien durch Gustav Mahler ohrenfällig wird – und findet im Konzert für Klavier und Orchester a-moll op. 54 die Kettfäden nicht, die ein ganzes Instrumentalkonzert erst zu tragen vermöchten.
Ein ganz anderes Kaliber ist da schon unser Anton Bruckner, seine ‚Romantische‘, profan Symphonie Nr.4 in Es-Dur genannt, der aber auch den zeitlichen Abstand zum frühen Romantiker für sich verbuchen kann: man hört nicht alle Tage die tönende Fülle eines wahrhaft großen Orchestrators.
Die wiener Symphoniker unter David Zinman erweisen sich als profunde Kenner der Materie, wenn auch ihr Tempo sich im unverdächtigen Mittelfeld bewegt. Wenn man wie ich ein begeisterter Verehrer der Bruckner gemäßen Langsamkeit eines Celibidache ist, klingt das mittlere Tempo aber fast schon gehudelt. Aber das ist natürlich eine Wahrnehmung vom extrem gemächlichen Ende der Skala her. Immerhin macht das Ganze ernsthaft Spaß!